Sonntag, 8. März 2015

Aufarbeitung Teil 2


Hallo zusammen zum zweiten Teil meiner Aufarbeitung dessen, was ich euch eigentlich schon die letzten Monate über schrittweise erzählen wollte. Mittlerweile ist auch die Kreuzfahrerexkursion vorbei. Damit habe ich nun nicht nur einen weiteren Post, der noch aussteht, sondern es sind gleichzeitig nun schon alle drei großen Exkursionen, die ja das Studienjahr so ein wenig gliedern, vorüber und wir biegen nun endgültig in die „Endphase“ meiner Zeit hier in Jerusalem ein. Während ich schreibe sind es nun genau noch 6 Wochen, bis ich das erste Mal wieder in Deutschland aufwachen werde und es sind tatsächlich auch nur noch vier Wochen Studium, die für uns hier noch ausstehen (einschließlich dieser). So langsam merkt man also schon, wie man ein bisschen wehmütig wird, dann man realisiert so ein wenig, dass die Orte, die man in den letzten fast 7 Monaten so regelmäßig wie selbstverständlich besucht hat bzw. besuchen konnte, nun bald wieder sehr viel weiter von einem wegliegen werden und es ist noch schwer einzuschätzen, wie sehr mir das alles dann letztlich wirklich fehlen wird. Aber ich denke, es muss sich niemand von euch Sorgen machen, dass ihr jetzt nur einen deprimierten Andreas zurückbekommen werdet, denn ich freue mich natürlich ebenso auch wieder auf viele Dinge in Deutschland und natürlich auch euch ;-) So, nun aber zum zweiten Teil...




Im Prinzip habe ich euch ja bei meinem letzten Post „nur“ von den Exkursionen erzählt, die wir gemacht haben und noch nicht mal da waren es alle ausführlich. Daher möchte ich euch in diesem Eintrag zum einen noch ein bisschen was zum vergangenen Studienprogramm sagen und dabei vor allem auf das blicken, was ich an Referaten etc. zu tun hatte. Gleichzeitig steht noch eine Nachbetrachtung von Weihnachten und Silvester aus, die natürlich alles andere als „gewöhnlich“ verliefen. Ich hoffe, es gelingt mir tatsächlich, das alle hier unterzubringen, ohne dass ihr wieder einen halben Tag Zeit braucht, um alles lesen zu können.

Studium

Ich fürchte, es wäre tatsächlich zu lange, euch jetzt alle Veranstaltungen kurz darzustellen, die ich seit Mitte November hier hatte. Manche von euch haben ja auch ein Vorlesungsverzeichnis von mir und konnten/ können das dann ja auch ohnehin ein wenig nachvollziehen bzw. wenn ihr noch keiner habt und jetzt fürchterlich traurig seid, dass ich euch das nicht alles einzeln darstellen werde, könnt ihr mich ja gerne auch mal kontaktieren und dann schicke ich es euch auch gerne noch. Ansonsten will ich aber wie gesagt vor allem versuchen, auf das zu blicken, was ich entweder besonders spannend fand, oder was mich besonders eingespannt hat, weil ich einen hohen Eigenanteil erbringen musste.

Über allem schwebte bei mir nach der Galiläa Exkursion so ein wenig wie ein Damoklesschwert die letzte Woche vor Weihnachten. Es stellte sich bald schon ziemlich klar heraus, dass ich in dieser Woche ein Referat würde halten müssen, eine Ortsführung geben würde und dann noch eine mündliche Prüfung zu absolvieren hätte (Jeder hier muss neben einem gewissen Mindestmaß an Prüfungen auch zwei Referate und zumeist im Zuge einer Exkursion noch eine sogenannte Ortsführung halten). Daneben stand noch eine Art zweite Prüfung quasi als eine kleine „Altlast“ an. In einem früheren Post habe ich ja schon von Max Küchler erzählt, der uns in der zweiten Septemberhälfte ein paar Tage lang archäologisch geprägte Führungen durch Jerusalem gegeben hatte. Bei ihm musste/ wollte ich nun auch eine Prüfung ablegen, die nun allerdings darin bestehen sollte, dass wir für ihn einen bestimmten Ort in Jerusalem in einem Essay zunächst mit Hilfe von Sekundärliteratur beleuchten sollten und diesen dann auch selber aufsuchen und unsere persönlichen Eindrücke dort dokumentieren und mit Fotos unterlegen sollten. Aus einer Liste auszuwählender Themen wählte ich mir „Die russisch - orthodoxe Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg und ihr Museum“ aus, was für mich eigentlich recht gut -weil doch etwas greifbarer und mit Bildern schön zu unterlegen - erschien. Relativ schnell stellte sich das Thema dann doch als ein klein wenig komplizierter dar, denn die Kirche ist Teil einer Klosteranlage, die nur selten geöffnet ist und das Museum ist de facto völlig stillgelegt bzw. ist ein kleiner Nebenraum auf der Anlage, der seit Jahren verschlossen ist und in dem sich ein Sammelsurium an Kisten mit verschiedensten „Ausstellungsstücken“ befindet.
Dort konnte ich also nicht mal eben in die Kirche spazieren und anschließend noch ein Ticket für das Museum lösen um meine Bilder und Eindrücke zu gewinnen, sondern ich musste Kontakt mit einem (Herrn Küchler bekannten) Mönch dort aufnehmen und hoffen, dass dieser mir alles zeigen (wollen) würde. Das hatte ich natürlich genialerweise auch noch in die Zeit nach der Galiläaexkursion aufgeschoben und nun stand das also alles vor mir für die nächsten sechs Wochen. Ich versuchte daher, zeitnah mit dem Mönch Kontakt aufzunehmen, denn bis man dann einen Termin findet (und bei dem Weg alleine bis hoch auf den Ölberg und zurück macht es schon Sinn, sich einen halben Tag Zeit zu nehmen) bwz. ihn überhaupt erst einmal erreichen konnte (das gelang nämlich erst, als ich selber schon nicht mehr damit gerechnet hatte) vergeht dann doch schon wieder einige Zeit. Schließlich gelang es mir, seine Zustimmung und einen Termin für einen Samstagvormittag zu bekommen. An diesem machte ich mich dann also auf den Weg Richtung Ölberg, unter anderem bewaffnet mit meiner Kamera und einem gewissen Vorwissen, das ich mir schon angelesen hatte, denn den Teil aus der Sekundärliteratur hatte ich ja bereits schreiben können. Ich wartete am vereinbareten Treffpunkt eine Weile, da ich doch etwas zu früh dort war und folgte ihm dann auf die Anlage, wo ich gleich mal am Eingang feststellen konnte, dass sich scheinbar die Öffnungzeiten nach der 1.Auflage von Herrn Küchlers Buch geändert hatten. Das zweite, was ich dann allerdings bemerkte, war deutlich weniger schön, sondern jagte mir einen großen Schreck ein. Meine Kamera, die ich gerade noch gehabt hatte, war plötzlich weg. Das fiel mir genau in dem Moment auf, als Pierre, der Mönch, der mich dort herumführen wollte, mit mir als erstes zur Kirche gehen wollte.
Sofort ging das Kopfkino los, denn der Ölberg gilt in Jerusalem durchaus als eher „heißes Pflaster“, wo man zum Beispiel nachts am besten nicht hingehen sollte und auch tagsüber bekam ich extra noch den Tipp, gut auf meine Sachen zu schauen. Deswegen hatte ich die Kamera eigentlich auch extra in die Tasche der Innenseite meiner Jacke getan. Dann aber hatte ich kurz meine Jacke geöffnet, weil es mir in der Sonne etwas heiß geworden war, mich aber extra nochmal vergewissert, dass sie Kamera noch da gewesen war. Deshalb konnte sie mir natürlich auch einfach aus der Tasche gefallen sein. Ich erklärte Pierre also kurz mein Problem und ging dann noch einmal ein Stück den Weg zurück, um jeden Meter genau abzusuchen. Ich konnte jedoch nichts finden. Also musste sie wohl doch jemand aus der Tasche genommen haben. Man hört es ja oft, wie schnell und unbemerkt sowas passieren kann, auch auf wenigen Metern Weg, die man mit offener Jacke geht. Waren nicht vorhin hier noch zwei Jungs herumgelungert, die versucht hatten, Touristen irgendwelche Ansichtskarten zu verkaufen? Und waren diese nicht beide plötzlich im Sprint davongerast und hatten einen sehr wütenden Mann aus einer Touristengruppe zurückgelassen, der dann von seinen Mitreisenden beruhigt werden musste? Als wäre es nicht ohnehin schon bitter, hatte ich diese Kamera erst vor knapp 2 Wochen gekauft und gerade einmal 2 Bilder damit gemacht, nachdem ihre Vorgängerin, die ich auch extra für Israel gekauft hatte, ebensfalls nach insgesamt 4 gemachten Bildern zu Boden gefallen und mir kaputt gegangen war......
Und nun sollte ich also schon wieder, wie schon in den letzten Wochen nun auch für meinen Essay mit meinem Handy Fotos machen müssen? Nochmal soviel Geld für eine neue Kamera würde ich sicher nicht ausgeben, das war mir klar! Ich versuchte, mich nicht allzusehr zu ärgern, denn ich musste ja noch die Infos für meinen Essay bekommen und dafür musste ich das Thema jetzt leider einfach, so schwer das auch war, erst einmal ausblenden, denn ich musste in dieser Führung alle relevaten Informationen für meinen Essay zusammenbekommen. Außerdem gab es noch eine kleine Resthoffnung, denn der Torwächter des Klosters wollte sich noch einmal bei den anliegenden Händlern erkundigen, ob von ihnen jemand eine solche Kamera zufällig gefunden hätte?
Pierre zeigte mir zunächst die Himmelfahrtskirche, die neben der Himmelfahrtskapelle (bzw. streng genommen ist es eine Moschee) den zweiten markanten Ort darstellt, an welchem der Himmelfahrt Jesu gedacht wird. Dabei fand ich tatsächlich praktisch alles vor, was ich mir vorher so angelesen hatte und konnte es damit auch gleich zuordnen. Die vermeintlichen Spuren von Blut auf dem Boden (ob es tatsächlich Blut ist, kann man nicht sagen), das bei der Eroberung durch die Perser vergossen worden sein soll, das Grab des Archimandriten Kapustin, der im 19. Jhd die russische Mission im Lande stark voran gebracht hatte, und die Rundkuppel des Kirchturms, die das Zentrum eines aufwendigen ikonograpahischen Bildprogrammes darstellt. Dazu gehören natürlich noch die Ikonostase (also die Ikonenwand im „Altarbereich“ einer orthodoxen Kirche), sowie zwei weitere Ikonenwände und weitere Teile der Decke die mir zu meiner großen Freude von Pierre ausführlich erklärt wurden. Auch eine Information, von der ich im vorhinein nicht sicher war, ob sie richtig ist, da ich sie nur aus weniger guten Internetquellen hatte, bewahrheitete sich, nämlich dass die Kirche auf den Überresten einer älteren byznatinischen Kirche mit dem Namen Hagia Sophia erbaut wurde. Man konnte unter einem Glasboden an manchen Stellen noch die Überreste sehen.
Das einzige was ich dort nicht finden konnte, war der Fußabdruck Jesu, mit dem er sich praktisch abgestoßen haben soll, als er in den Himmel auffuhr und den es so auch in der Himmelfahrtskapelle gibt ;-) Bevor ich ins Museum durfte, zeigte mir Pierre dann noch eine Kapelle, die auf eine von der Himmelfahrt unabhängige Tradition zurückgeht, nämlich die von Johannes dem Täufer. Dort sah ich auf dem mit tollen Mosaiken verzierten Boden auch das Loch, in dem man angeblich den Schädel des Täufers fand, den Kaiser Julian dort verstecken  habe lassen, bis er schließlich im 12. Jhd. von den Kreuzfahrern mitgenommen und nach Amiens gebracht worden sei (daneben gibt es aber natürlich noch weitere Orte, die auch diese und ähnliche Traditionen oder den Besitz der Reliquie in Anspruch nehmen). Schließlich ging es dann in das Museum. Tatsächlich scheint sich dort auch in den letzten Jahren nicht viel getan zu haben. Es sind neben einem großen Raum mit einem nicht ganz erhaltenen Mosaik noch zwei weitere kleinere Nebenräume, in deren Kisten, Regalen und Glasvitrinen sich die verschiedensten Sachen aus unterschiedlichsten Zeiten stapeln. Hier konnte ich dann auch noch ein paar gute Fotos machen und bekam von Pierre noch einige interessante Auskünfte dazu. Bevor es zurück ging, zeigte mir Pierre dann auch noch eine Stelle auf der Klosteranlage, von wo aus man einen tollen Blick auf Betanien und die judäische Wüste hat.
Und dann ging es also noch einmal Richtung Torwächter. Dort erfuhr ich, dass dieser tatsächlich von einer alten Frau, die einige Meter weit von hier ihre Sachen verkauft, gehört hatte, sie habe eine Kamera gefunden. Zu meiner großen Erleichterung stellte ich fest, dass es tatsächlich meine war. Sie war mir also doch aus der Tasche gefallen und die Frau hatte sie aufgehoben und gab sie mir nun wieder zurück. Da ich sie in der Schutzhülle gehabt hatte, war sie auch völlig unversehrt geblieben. Auf der einen Seite war ich richtig froh und erleichtert, sie wieder bekommen zu haben, auf der anderen Seite war es natürlich ein bisschen blöd gelaufen, dass ich sie genau während ich die ganzen Fotos machen durfte jetzt nicht gehabt hatte. Darüber hinaus musste ich mir dann schon wieder ein wenig eingestehen, wie schnell man Menschen um sich herum verdächtigt, sobald man ein bisschen was Schlechtes über diesen Ort gehört hat, dabei waren es genau diese Menschen gewesen, die die Kamera aufgehoben bzw. organisiert hatten, dass ich sie wieder zurückbekommen hatte.
Die Probleme mit dem Essay waren damit aber leider noch nicht behoben und was nun folgen sollte, hat dann auch damit zu tun, warum ich mich länger nicht mehr per Blog zurückmelden konnte. Nachdem ja nun parallel auch die Vorbereitung auf das Referat etc. anstand, versuchte ich mit nun noch allen relevanten Informationen im Kopf, den Essay möglichst schnell fertig zu stellen. Doch gerade als ich dann alles fertig hatte und ihn nur noch verschicken wollte, begann mein Laptop auf einmal immer langsamer zu werden, Probleme beim Hochfahren zu machen und schließlich den Dienst mehr oder weniger völlig zu verweigern. Dass man sich beim Jerusalemer Apple Geschäft offenbar nicht in der Lage sah, sich mit einem Apple Laptop auseinanderzusetzen, den man nicht dort kaufen möchte, habe ich ja bereits angedeutet. So war schließlich der Plan, mir für die anstehenden Ferien einen Ersatzlaptop von zu Hause über Andreas als meinem Ferienbesuch mitschicken zu lassen, mit dem ich dann hoffentlich den Essay fertig stellen konnte (denn ich hatte die Bilder dazu auf einer Festplatte gesichert, die auf meinem Ersatzlaptop, den ich mir hier über das Studienjahr leihweise organisiert hatte, nicht lief). Zudem wollte ich dann mit der ebenfalls mitgeschickten System CD versuchen, meinen Computer wiederzubeleben, denn ich hatte durchaus den Verdacht, dass er ein paar zu große Dateien geschluckt hatte, die ihn lahmlegten. Und ganz unrecht hatte ich damit dann auch nicht. Mit Hilfe von Andreas und den mitgebrachten Sachen gelang es letztlich auf sehr umständliche Weise (Details erspare ich euch jetzt wirklich!), den Essay wenige Tage vor Abgabetermin doch noch fertig zu bekommen und ihn zu versenden. Nachdem wir zuvor festgestellt hatten, dass irgendwie jedes einzelne der Bilder selbst in PDF Form noch immer das Datenvolumen eines kleinen Ordners beansprucht hatte, war auch klar, warum das Verschicken so Probleme gemacht hatte. Wie es dazu kam, ist mir bislang ebenso unklar, wie das plötzliche Verschwinden des Problems, aber ich fragte dann auch nicht weiter nach, sondern war wirklich froh, dass ich nach so langem Hickhack und vielen Nerven, die es mich gekostet hatte, den Essay endlich verschicken konnte. Das ist jetzt aber gleichzeitig der Grund, warum ich drauf verzichten werde, euch Bilder aus meinem Essay hier ran zu hängen, denn ich vertraue den Dateien noch immer nicht so ganz :D Wenn ihr allerdings den Essay lesen wollt, könnt ihr mich auch gerne kontaktieren, dann kann ich euch eine PDF davon schicken, die absolut „safe“ ist ;-)
Leider habe ich es ja schon erwähnt, dass mein Laptop, nachdem ich ihn dann wieder mit Hilfe der CD zum Laufen bekam, kurz darauf wieder „die Grätsche machte“ und diesmal auch nicht wieder auf die gleiche Weise zu heilen war. Und genialerweise wieder, als ich gerade die Ausarbeitung für mein Referat fertig hatte. Und natürlich kam dann noch das Pech dazu, dass die Sicherungskopie davon, die ich gemacht hatte, gleich auch noch Schaden genommen hatte, ich also einiges davon nochmal neu schreiben musste. Nachdem mich ein solches technisches Problem schon vor Weichnachten viel wertvolle Zeit gekostet und damit zu einigen Nachtschichten gezungen hatte und nachdem ich ja schon im Februar des Jahres einen Laptopschaden gehabt hatte (damals wenige Tage vor meiner Zwischenprüfung und mit Blick auf das Auswahlverfahren und einen gerade wieder offen gewordenen Wohnheimsplatz in Münster) und die Geschichte mit meiner Kamera ja jetzt auch schon anklang, muss ich sagen, dass meine Nerven diesbezüglich echt blank lagen, denn da traf es mich dann kurz vor meinem zweiten Referat. Also entschloss ich mich, den Laptop jetzt ruhig zu stellen um ihn in Deutschland dann ansehen zu lassen. Seitdem und bis zum Ende des Studienjahres arbeite ich nun wieder mit dem Leihlaptop, der zwar auch ein paar Macken hat, aber dafür auf jeden Fall ausreicht. Aber vielleicht versteht ihr damit ein bisschen, warum meinen angekündigten Posts ausbleiben mussten.
Damit war nun also der Essay geschafft. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch schon Referat, Ortsführung und Prüfung hinter mir. Am arbeitsintensivsten vorzubereiten war sicherlich ersteres. Die vorrausgegangenen Referate waren durch die Bank immer alle sehr detailliert vorbereitet gewesen, also weit mehr als das, was man sonst oft an der Uni im Alltag hat, dass man halt mal ein paar Tage was macht und dann geht das schon, sondern die waren schon alle richtig fundiert und auch zum Teil sehr aufwendig aufbereitet. Entsprechend hoch lag dann schon auch die Messlatte. Mein Thema für das sogenannte A – Referat (in der Regel das aufwenigere Referat, zu dem man noch eine seminararbeitsartige Ausarbeitung machen muss), das nun anstand, war „Der Bar - Kochba - Aufstand. Literarische und archäologische Quellen“. Die Zuteilung der Themen erfolgte so, dass man Präferenzen angeben konnte, die dann zumeist auch mehr oder weniger berücksichtigt werden können. In diesem Fall hatte ich das Thema gerne machen wollen, weil ich im Zuge einer Vorlesung in Münster im letzten Semester dazu schon etwas gehört hatte und das noch ein wenig präsent war. Darüber hinaus war der Dozent, Prof. Dr. Lutz Doering auch ehemaliger Teilnehmer am Studienjahr, sowohl als Student, wie auch als Assistent. So nahm ich gleich die Gelegenheit war, ihn mit Fragen bzgl. Literatur zu kontaktieren, zumal er aktuell auch gerade in Jerusalem war und noch ist, was nicht nur dazu führte, dass ich extrem hilfreiche Hinweise und Material bekam, sondern auch, dass man vor kurzem noch einmal die Gelegenheit bekam, sich hier im Rahmen eines Vortrages zu treffen und auszutauschen. Insgesamt muss ich sagen, war ich doch ziemlich nervös, weil ich wie erwähnt schon das Gefühl hatte, dass die Messlatte sehr hoch liegt und ich auch auf möglicherweise schwierigere Nachfragen vorbereitet sein wollte. Daher glaube ich, habe ich in das Referat wahrscheinlich mehr investiert, als in bislang irgendetwas Vergleichbares während meines Studiums. Das führte dann dazu, dass ich erst drei Tage vor dem Termin fertig wurde und damit hatte ich nur noch knapp vier Tage, um meine Ortsführung vorzubereiten.
Sie sollte am sogenannten Herodeion stattfinden. Das ist eine auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel liegende Palastanlage unweit von Bethlehem, die sich Herodes der Große erbauen ließ und die dann später auch von den Bar Kochba Rebellen genutzt worden war, die dort ein wirklich beindruckendes Netztwerk an unterirdischen Fluchtgängen geschaffen hatten. Hierbei hatte ich vor allem große Bedenken, was meinen - manchen von euch sicherlich schon gut vertrauten – „Orientierungssinn“ angeht.
Das Kernproblem war: Wie soll jemand, der schon in der Ansbacher Fußgängerzone glücklich ist, wenn er wieder den Ausgang findet, eine Gruppe Studenten an einem Ort führen, an dem er selbst noch nie gewesen ist??? Zu meiner Rettung hatte ich eine Internetseite zur Verfügung, auf der man mit Fotos praktisch einen virtuellen Rundgang machen konnte. So nutze ich also die verbleibenden Stunden vor und nach dem Referat noch, um diese Ortsführung fertig zu bekommen (und fast hätte mir die Technik wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht, als am Vorabend der Führung, als ich noch den letzten Schliff machen musste und dazu einmal meine Sachen ausdrucken wollte, plötzlich alle möglichen Kopierer und Drucker im Haus die unterschiedlichsten Probleme aufwiesen, was mich nicht nur wieder Stunden, sondern auch etliche Nerven kostete. Um etwa 0.30 Uhr des Tages, an dem ich die Führung halten musste, wurde ich dann trotzdem noch fertig). Am Ende kann ich sagen, dass beides sehr gut verlief. Beide Themen waren letztlich sehr spannend, wenn man sich einmal so richtig hinein vertieft hatte, und auf ihre Weise auch sehr gut für ein Referat bzw. eine Ortsführung geeignet. Gerade das Herodeion erwies sich als sehr gut für eine Besichtigung und der dort konzipierte Rundgang spielte meinem Konzept für die Führung auch perfekter in die Karten, als ich mir das hätte vorstellen können. Natürlich konnte ich während meiner Führung selbst keine Bilder machen, aber ich habe mir auch hier einfach mal wieder erlaubt, mich in meinem studentischen Umfeld zu bedienen, sodass ich jetzt ähnlich der Internetquelle, die ich zur Verfügung hatte, euch noch mal einen kurzen virtuellen Rundgang meiner Führung anhand von Bildern anbieten kann.

Blick in die Oberstadt des Herodeions

In der Oberstadt,

Die Fluchttunnel der Bar Kochba Kämpfer.

Blick in das Theater am Hügel.

Das einstige Mausoleum des Herodes. 










































































So stand nur noch meine Prüfung aus. Diese sollte bei unserem Studiendekan Thomas stattfinden, der uns einen Überblick über unterschiedliche fundamentaltheologische Themen gab. Um eine gute Note zu bekommen erwartete er von uns, dass wir uns selbst eine These zu einem der behandelten Themen der Vorlesung überlegen und diese dann begründen/ verteidigen sollten während des Prüfungsgespräches. Dazu hatte ich nun noch ganze drei Tage Zeit! Mein großes Glück war, dass eines der behandelten Themen „Theologie der Religionen“ bzw. Religionsphilosophie war, also vor allem so etwas, wie der Umgang mit den Wahrheitsansprüchen verschiendener Religionen. Das war natürlich mein Thema schlechthin. Nichts hat mich bislang in meinem Studium mehr beschäftigt, zu nichts habe ich mir mehr (eigene) Gedanken gemacht und Dinge überlegt und das war auch eigentlich genau das, was mich ja auch nach Münster und auch nach Jerusalem als Brennpunkt einer solchen Frage geführt hatte. So bekam ich nun die wunderbare Chance, all diese Gedanken in meinem Kopf einmal zu ordnen, argumentativ aufzubereiten und auch ein Stück weit zusammenzubringen und in ein zusammenhängendes Modell zu packen. Vor der Prüfung war ich dann schon sehr nervös, weniger wegen der Prüfung oder der Note, als vielmehr deswegen, weil ich nun gleich einiges präsentieren würde, in das ich schon viel Herzblut gesteckt hatte in den letzten Jahren bzw. was mich auch emotional immer sehr bewegt hatte und wo es schon sehr schmerzhaft wäre, wenn man nun zu hören bekäme, dass das alles keinen Sinn mache. Aber als ich dann die Prüfung wieder verließ war ich richtig glücklich, denn es lief wirklich sehr gut und gab mir das fantastische Gefühl, in den letzten Jahren doch mehr Richtiges als Bescheuertes zu diesem Thema erwogen zu haben und über Thomas´ Feedback danach habe ich mich wirklich ausgesprochen gefreut.
Um gleich mehr oder weniger im Thema zu bleiben, stand Anfang Februar mein zweites Referat, diesmal zum Thema „Sufismus und islamische Mystik“ an. Mit diesem Thema hatte ich mich während der Vorlesung zur Einführung in den Islam aus meinem allerersten Semester schon mal ein bisschen beschäftigt und vor allem die Schilderungen eines Sufis, der uns damals für eine Einheit besucht hatte, waren mir noch immer ziemlich präsent. Leider war das Thema deutlich uferloser als bei meinem ersten Referat (Der Bar Kochba Aufstand dauerte großzügig gesagt so um die 4 Jahre, während der Sufismus praktisch so alt ist, wie der Islam selbst, also gut 1400 Jahre). Zudem war die Literatur doch etwas begrenzter, das meiste waren Texte oder Gedichte, die von Sufimeistern verfasst worden waren und weniger darstellendes Überblickswissen zu diesem Phänomen. Das, sowie die Tatsache, dass ich nun nicht mehr ganz so angespannt an die Sache heranging, wie beim ersten Referat,trug dazu bei, dass ich dieses mal dann nicht ganz so viel Aufwand betreiben konnte. Dennoch lief das Referat sehr gut und in der Note schlug sich dieser Aufwandsunterschied dann auch nicht nieder ;-)
Nachdem das Referat geschafft war, stand nur noch eine schriftliche Klausur für die darauffolgende Woche aus, die noch zu der Vorlesung ausstand, die wir am Anfang bei Herrn Bollag, dem Schweizer Rabbiner, gehabt hatten. Nachdem diese Arbeit geschrieben war, konnte ich mich dann endlich mal wieder an den Blog hier wagen. Das Resultat habt ihr mit Teil 1 der Aufarbeitung ja schon wahrnehmen dürfen und dürft es ja auch hier gerade mit Teil 2.


Von einer Sache aus dem Studienprogramm muss ich dann aber doch noch erzählen, nicht nur, weil ich dort auch noch eine Prüfung ablegen durfte/ musste, sondern weil es etwas war, auf das ich mich besonders gefreut hatte. Die sogenannten islamischen Werkwochen. Das war gleich das Auftaktprogramm der ersten gut 2 Wochen nach den Ferien gewesen. Die Werkwochen gibt es im Studenjahr auch erst seit ein paar Jahren. Sie bestehen darin, dass man Vorlesungen zu Themen des Islam hört, aber gleichzeitig auch, dass man auch islamische Theologiestudierende oder in einem Fall auch eine Promoventin als Gäste in dieser Zeit mit dabei hat. Das Ganze ist  so ausgelegt, dass man abseits des akademischen Programmes noch verschiedene Ausflüge unternimmt, was leider bei mir wegen nun schon ausführlich dargestellter anderer Aufgaben etwas schwierig wurden, und dass man natürlich auch weitere Gesprächsabende machen kann, die ich eigentlich noch viel gewinnbringender als die Lehrverantstaltungen empfand, weil man da wirklich über all das reden und diskutieren konnte, was einen beschäftigt/ interessiert. Ich stellte dabei unter anderem fest, das zwei unserer Gäste im vergangenen Jahr auch an der christlich-muslimischen Studienwoche in Stuttgart teilgenommen hatten, zu der ich 2013 fahren durfte und die mich nicht nur ein großes Stück darin bestärkt hatte, das Studienjahr machen zu wollen (der Leiter ist ebenfalls ein Ehemaliger und das Studienjahr kann jedes Jahr drei Teilnehmer dafür vorschlagen), sondern von dessen Gesprächen und Erfahrungen ich heute immer noch zehre. Sehr spaßig war es, sich gemeinsam über die Argumentationslogik und Rhetorik (oder besser gesagt „Nichtlogik“ und teilweise auch ganz klar „Nichtrhetorik“) salafistischer Prediger zu amüsieren und dann aber spannenderweise auch wieder festzustellen, wie ähnlich das auch in vergleichbaren christlichen Kreisen abläuft. Das wollte ich dann eigentlich auch zum Inhalt meiner Prüfung machen, die ich bei Angelika Neuwirth (ein Name, an dem man kaum vorbeikommt, wenn man sich ein bisschen an der Uni mit dem Islam befasst) ablegte. Leider verlief es diesmal nicht so sehr zu meiner Zufriedenheit, was in erster Linie aber an Kommunikationsproblemen bezüglich der Prüfung im Vorfeld lag, die ich jetzt hier nicht weiter darstellen möchte, die aber durchaus auch von Seite der Prüfenden eingeräumt wurden. Davon abgesehen war die Zeit mit Frau Neuwirth in Begleitung von Zishan Ghaffar doch sehr eindrücklich. Frau Neuwirth ist trotz oder gerade wegen ihres fortgeschrittenen Alters wirklich eine bemerkenswerte Erscheinung und man konnte schnell erahnen, warum sie zum Teil selbst von muslimischer Seite herangezogen wird, wenn es etwas zu klären gilt. Frau Neuwirth und Herr Ghaffar gaben uns eine Vorlesung zum Thema „Der Koran als Text der Spätantike“, sowie „Der marginalisierte Jesus im Koran“. Bereits ins der Woche zuvor hatten wir ein spannendes Duo mit dem jesuitischen Professor Dr. Felix Körner in Zusammenarbeit mit dem islamischen Theologen Prof. Dr. Ömer Özsoy, den ich persönlich als sehr gut empfand, da er meiner Ansicht nach in einer Weise islamische Theologie lehrte, die in einem eher westlicheren Kontext in der Lage scheint, die Anschlussfähigkeit des Islams für diesen aufzuzeigen, ohne dabei Abstriche an essentiellen Punkten des islamischen Glaubens machen zu müssen (ein sehr gutes Beispiel dafür ist der auch vom Münsteraner islamischen Theologen Mouhanad Khorchide vertretene Ansatz eines koranischen Offenbarunsgkontextes, was einerseits am Anspruch des Islam festhält, dass der Koran von Gott an Muhammad offenbart wurde, aber andererseits zu bedenken gilt, dass Gott diese Offenbarung an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit für eine bestimmte Gruppe machte und man daher nach der tieferen Intention einer koranischen Anweisung fragen muss, und nicht am reinen Wortsinn hängen bleiben darf. Ähnliche Diskurse kann man auch auch im Christentum führen, wo es ebenfalls eine Reihe Gläubiger gibt, die nicht den Blick über den Wortsinn hinaus weiten). Hier bekamen wir eine Vorlesung über „Geschichte. Kontexte in Islam und Christentum“. Das Highlight schlechthin der Werkwochen bestand aber definitiv darin, dass wir mit Hilfe von Frau Neuwirth schließlich trotz der Konflikte des letzen Herbstes die Möglichkeit bekamen, auf dem Tempelberg einmal den Felsendom und sogar die Al-Aqsa Moschee von Innen zu betrachten. Ich habe darauf wirklich lange gehofft, dass es klappt und es als unglaubliches Privileg erachtet, als Nichtmuslim dort hinein zu dürfen, denn das ist normalerweise überhaupt nicht möglich! Gerade beim Betreten der Al-Aqsa gab es durchaus auch Protest von einigen Anwesenden. Ich bin einfach unglaublich dankbar, dass das geklappt hat und für mich steht eigentlich jetzt schon bei all den tollen Erlebnissen fest, dass das mein persönliches Highlight des Studienjahres war!

Da geht es gleich rein :-)

Ein Blick aus dem Inneren.

Einfach ein tolles Gebäude


Gang zur Al- Aqsa Moschee
Ein Eindruck aus ihrem Inneren.


































Weihnachten

Auch wenn es natürlich echt schon eine Weile zurück liegt, so haben die von mir beschriebenen Umstände auch dazu geführt, dass ich euch erst jetzt von meinen Erfahrungen mit Weihnachten in Jerusalem berichten kann. Meine Adventszeit war dabei eigentlich in etwa so, wie ich es auch aus Deutschland kannte, nämlich ob der besonders hohen Dichte an zu erledigenden Dingen (wie gesagt: hab ich ja jetzt einigermaßen ausführlich beschrieben) alles andere als besinnlich. Entsprechend schnell ging sie dann auch vorbei. Ich hatte eigentlich erwartet, ich würde überhaupt keine Weihnachtsstimmung entwickeln können, wenn es hier immer noch keinen Schnee haben würde und man auch nicht anhand von Deko oder Ähnlichem dazu gebracht würde. Doch so schlimm war das eigentlich gar nicht. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass ich ja ohnehin nicht so der Typ „Weihnachtsstimmung“ bin, weswegen man dann auch nicht so stark das Gefühl haben konnte, das einem etwas fehlen würde. Aber auch daran, dass ich ja aus Namibia Weihnachten ohne einen „Winter“ im deutschen Sinne kenne und deswegen auch im Dezember nicht von zweistelligen Temperaturen aus dem Konzept gebracht werde, zumal es ja dann doch auch einmal schneite! Und wenn es häufiger mal nasskalten Regen und Wind setzte, hatte man in einem durchschnittlich isolierten Haus mit Heizungen, die manchmal auch nur so tun, als würden sie arbeiten, auch nicht gerade das sommerlichste Gefühl. Nicht zuletzt gab es tatsächlich sogar doch einiges mehr an Weihnachsdeko als ich dachte, natürlich insbesondere im „Christian quarter“ der Altstadt. Und dann gab es ja sehr zeitnah hier auch noch ein jüdisches Fest, das zumindest von der Atmosphäre, die es verbreitet, Weihnachten gar nicht so unähnlich ist, nämlich Channuka.

Hier feiert man nach jüdischer Tradition ein Ölwunder, dass sich ereignet haben soll, als nach dem Makkabäeraufstand (2. Jhd. v.Chr.) der Tempel wieder eingeweiht werden sollte. Das vorhandene geweihte Öl war aber nicht genug, um die Kerzen der Menora (das ist der siebenarmige Leuchter) brennen zu lassen, bis man neues geweihtes Öl hatte. Doch wie durch ein Wunder soll es doch gereicht haben, nämlich insgesamt 8 Tage. Daher dauert das Fest bis heute auch so lange und in vielen Haushalten wird an der Channukia (ein neunarmiger Leuchter, wobei ein Arm nur als „Diener“ für die anderen dient) jeden Tag ein weiteres Licht entzündet. Diese Kerzen stehen dann vor allem in der Altstadt abends draußen an den Türen, zumeist in kleinen Glaskästchen und sorgen für eine wirklich wundervolle Atmosphäre, was ich euch kurz einmal bildlich belegen möchte:





 







Gleichzeitig gibt es auch entsprechende Channuka Straßendeko, die ebenfalls sehr weihnachtlich wirkt. So hat man eben statt Leuchtsternen dann Leuchtchannukiot und auch teilweise große Channukiot, die auf öffentlichen Plätzen abends entzündet werden. Einen sehr interessanten Brauch stellten wir auch schon sehr bald fest, wobei er uns dann später noch einmal erklärt wurde. In vielen Bäckereien und Cafes oder allem, was irgendwie so ähnlich arbeitet, wurden in dieser Zeit eine sehr bunte Auswahl kleiner, extrem vielfältig und kreativ dekorierter und gefüllter Krapfen verkauft, teilweise wie am Fließband. In einem Cafe wurden in dieser Zeit die Stühle herausgeräumt, die Tische zusammengeschoben und mit Blechen bedeckt und man hatte dann fast schon eine kleine Verkaufshalle dieser Krapfen. Und der Andrang darauf war auch enorm groß, manchmal hatte man das Gefühl, die Leute waren permant dabei, die Krapfen massenhaft zu backen und kamen trotzdem nicht hinterher. Und das zu Recht, denn sie sind wirklich fantastisch lecker. Allerdings sind sie gleichzeitig so süß und so mächtig, dass man das Gefühl hat, schon von ihrem Anblick zuzunehmen und es ist wirklich fast unmöglich, obwohl sie wirklich nicht so groß sind wie beispielsweise Faschingskrapfen, mehr als etwa zwei davon zu essen, ohne dass sich leichte Übelkeit einstellen würde ;-) Was es mit diesem und weiterem derartigen Gebäck, das an Channuka überall gereicht wird zu tun hat, erfuhr ich dann, als ich in einer kleineren Runde die Möglichkeit bekam, zu Gast bei einer jüdischen Familie einen Abend eine solche Feierlichkeit zu begehen. Man erklärte uns, da es ja ein Ölwunder gewesen sei, esse man in dieser Zeit möglichst viel in Öl herausgebackene Sachen! Wirklich ein bemerkenswerter Brauch. Es war es ein wundervoller Abend. Die Familie dort war sehr herzlich, die beiden Töchter waren sogar zum Teil über ihr Studium auch mit dem Christentum vertraut und so entstanden wirklich tolle Gespräche, die von gegenseitigem Interesse und großer Offenheit und Unkompliziertheit geprägt waren. Wir haben seitdem auch versucht, den Kontakt ein wenig mit ihnen zu halten. An Weihnachten namen wir sie beispielsweise dann dafür mit in die Erlöserkirche (dazu später noch mehr), neulich trafen wir sie mal zufällig in einem Cafe und in näherer Zukunft wollen wir auch noch einmal versuchen, uns auf einen Kaffee zu verabreden.


Beim Verkauf besagter Kalorienbomben ;-)

Die Straßendeko hat schon auch etwas Weihnachtliches.








Channuka war also ein Fest, das sicher auch so ein wenig die fehlende adventliche Stimmung auffangen konnte. Daneben gab es auch zumindest zwei Veranstaltungen, die dazu ebenfalls beitrugen. Zunächst einmal war das der Adventsbasar der Erlöserkirche, der dann praktisch dieses Jahr so ein wenig den Weihnachtsmarkt ersetzte. Für mich war das einer der Momente, wo ich mich etwas „adventlicher“ fühlte, umgeben von Plätzchen- und Glühweinständen, wo ich aber gleichzeitig auch wieder ein bisschen was von der Atmosphäre spürte, die mir von vergleichbaren Basaren in der Gemeinde in Windhoek vertraut ist. Man merkte auch hier wieder, wie viel stärker eine solche Auslandsgemeinde dann doch auch „Gemeinde“ ist, in dem Sinn, dass sie scheinbar für viele Deutsche einen oder vielleicht sogar den wesentlichen sozialen Treffpunkt darstellt.

Zum anderen hatten wir am 5. Dezember auch noch eine Beit Josephs interne Nikolausfeier für uns, die Mönche und die Volontäre angesetzt. Hier gab es zunächst ein Abendessen, bestehend aus der ungewöhnlichen Kombination von Falafel mit allem, was dazu gehört (Pita, Humus, arabischer Salat), gefolgt von einem üppigen Plätzchennachtisch, an dem einige von uns lange gebacken hatten, und entsprechend Glühwein. Neben adventlichen Liedern und Gesängen durfte sich dann noch jemand von uns in ein Nikolauskostüm werfen und flankiert von zwei Engeln einen kurzen Vierzeiler über jede anwesende Person zum Besten geben ;-) Danach ging die Feier in den inoffiziellen Teil über, bei dem ich eigentlich nicht lange bleiben wollte, weil ich gerade ja mitten in der oben skizzierten Phase steckte und doch ziemlich gestresst war. Aber irgendwie wurde es dann doch deutlich länger und nachdem irgendwann der Vorlesungssaal quasi in eine Hausdisko umgewandelt wurde, merkte ich schnell, wie unglaublich gut es tat, doch mal ein paar Stunden Abstand von dem ganzen Stress zu gewinnen. (Eine fast identische Situation hatte ich übrigens auch schon mal während meiner Vorbereitung in Münster auf das Auswahlgespräch. Irgendwie sind solche spontanen Feiern einfach die besten ;-)

Bisschen Deko gibt es dann doch!




















Verkauf auf dem Adventsbasar


Für die Kleineren schaute der Weihnachtsmann dann auch vorbei

Eindrücke von der Nikolausfeier

Die Bilder von der "after show party" zeige ich hier besser nicht ;-)



























Und damit wären wir dann auch bei Weihnachten angekommen. Der Plan, wie der Heiligabend ablaufen sollte, stand ja bereits je nach Unternehmung schon unterschiedlich lange im Vorfeld. Für den evangelischen Gottesdienst in der Erlöserkirche beispielsweise musste man sich, ob der großen Nachfrage, rechtzeitig anmelden und konnte sich dann bis zu zwei Karten sichern (!). Das erscheint zunächst mal sicherlich etwas seltsam, aber im Laufe des Heiligabends haben wir dann auch die Vorzüge eines solchen Systems wahrnehmen können.

Aber der Reihe nach: Wir hatten bereits zu Beginn der zweiwöchigen Ferien den Vorlesungssaal in eine Art großes Wohn- und Esszimmer inklusive Weihnachtsbaum umgestaltet, denn viele von uns hatten auch über Weihnachten schon Besuch und da bot der Vorlesungssaal zum einen doch etwas mehr Kapazitäten und war zum anderen auch einfach atmosphärisch schöner. Zunächst sollte es also Abendessen und dann eine Art Bescherung geben, die natürlich je nachdem, wie viele Geschenke man mitgebracht bekommen, geschickt oder sich selbst gemacht hatte, ganz unterschiedlich aber sicher nicht so, wie aus Deutschland bekannt ausfiel.

Das geistliche Angebot in Jerusalem war natürlich sehr groß an diesem Abend. Dormitio und Erlöserkirche hatten dabei versucht, ihre Gottesdienste so gut wie möglich so zu legen, dass es zu keinen oder nur geringen Überschneidungen kam. Manche von uns gaben sich auch „die volle Dröhung“ und waren dann praktisch den halben Abend bzw. die halbe Nacht in unterschiedlichen Gottesdiensten unterwegs. Für mich ging es zunächst gegen 22.00 Uhr in die Erlöserkirche, wohin wir wie gesagt auch ein paar von unseren Channuka Gastgebern und deren Freunde mitnehmen konnten, für die wir erfreulicherweise noch Karten bekommen konnten. Was wir an diesem Abend noch ein paarmal erfahren sollten, hatte man uns auch im Vorfeld schon gesagt: Viele Israelis hier im Lande sind total begeistert von Weihnachten, zumeist allerdings in einer Weise, die jetzt weniger aus religiösem Interesse rührt, sondern eher aus dem einen oder anderen amerikanischen Film inspiriert sein mag oder auch einfach von der Faszination für beispielsweise leuchtende Weihnachtsbäume oder Sterne, wie wir sie ja umgekehrt auch für Channuka empfanden. So waren unsere Gäste schon ganz euphorisch („Wuhu! We are going to see Christmas!“) und wir freuten uns natürlich auch ebenso über ihre Begeisterung und ihr Interesse. Es war dann tatsächlich auch ein sehr toller Gottesdienst in einer natürlich bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche, die zeitweise nur durch das Kerzenlicht an den Sitzbänken erhellt wurde. Und die Predigt, die der Probst an diesem Abend hielt, war noch dazu einfach exzellent meiner Meinung nach. Gleichzeitig war es schon ein wenig surreal, dass man das Ganze gerade so unmittelbar in dem Kontext feierlich beging, in dem es alles praktisch stattfand. Leider hatten wir nach Ende des Gottesdienstes keine Zeit mehr zu verweilen, denn das Nachtprogramm sollte noch ein wenig mehr für uns bereit halten. So ging es zunächst unmittelbar zurück zur Dormitio, wo es um 0.00 Uhr dann schon weiterging. Dort wurde uns dann besuchermäßig das Kontrastprogramm zur Erlöserkiche geboten und uns wurde immer mehr klar, wie groß das israelische Interesse an Weihnachten tatsächlich war und was der Vorteil eines Kartensystems wie bei der Erlöserkirche war. Denn die Dormitio war wirklich randvoll und hätten wir nicht als Studienjährler noch Platz auf der Empore bekommen können, hätten wir sicherlich gar keine Chance mehr gehabt. So aber konnten wir alles von oben genau betrachten. Natürlich waren die Stühle nie im Leben ausreichend, sodass die meisten Besucher einfach auf dem Boden saßen, standen oder lagen (!). Tatsächlich schienen die meisten eigentlich nur für eine Art – man muss es wirklich so nennen – Weihnachtstourismus gekommen zu sein. So lag man nicht nur da, man ging auch stänig heraus und herein, unterhielt sich ungehemmt und machte von allem und jedem Fotos mit Handys oder Kameras. Vorne im Altarraum war währenddessen eine große Gruppe an Mönchen und Minstranten versammelt, die darum bemüht waren, eine ausgiebige weihnachtliche Messe durchzuführen, mit allem was dazugehört und so bekamen die israelischen Schaulustigen dann auch eine ganze Menge geboten. Es hatte allerdings zeitweise mehr den Eindruck von Theater, wenn der Abt gerade predigte und 2 Meter vor ihm auf dem Boden mehrere Menschen lagen und ihn dabei mit ihren Handys filmten. Gerade während der Gebete sah man dann auch, wie wenig Leute tatsächlich gekommen waren, bzw. Platz bekommen hatten, die wirklich die Messe hier feiern wollten.

Das soll jetzt definitiv keine Kritik sein an der Vorgehensweise der Dormitio im Vergleich zur Erlöserkirche, sondern eigentlich fand ich es sogar schön und wichtig, dass man auch versuchte, den israelischen Besuchern zu zeigen, dass sie willkommen sind mitzufeiern. Ich fand es nur enttäuschend, dass es dann eben zu so einem Weihnachtsbrauchtourismus ausartete, der dann zu Lasten derjenigen ging, die die Messe aus religiösen Gründen feiern wollten. Ich denke, von uns würde ja jetzt auch keiner auf die Idee kommen, sich an Pessach beispielsweise in Deutschland in einer Synagoge auf den Boden vor den Toraschrein zu legen und alles mit dem Handy zu filmen. Gegen 2.00 Uhr nachts war der Gottesdienst fertig und das eigentliche große Erlebnis der „heiligen Nacht“ sollte nun ins Haus stehen.

Mit einer mehrere tausend Namen umfassenden Schriftrolle, in die man sich im Vorfeld eintragen oder eintragen lassen konnte im Gepäck, würde es auf eine etwa zweistündige Wanderung nach Bethlehem zur Geburtsgrotte gehen, um dort unter dem Motto „Ich trage deinen Namen in der Heiligen Nacht nach Bethlehem“ die Rolle niederzulegen und eine kurze Laudes zu beten. Nachdem die Rolle noch in einer kurzen Andacht gesegnet wurde, ging es also auf den Weg nach Bethlehem. Gespannt war ich darauf natürlich schon, allerdings vor allem unter dem Gesichtspunkt, jetzt an den Ort zu kommen, auf den heute irgendwie große Teile der Welt blickten. Als historisch-kritisch denkender Theologiestudent sehe ich ja, dass Jesus mit großer Sicherheit in Nazareth geboren wurde und von meinen Erfahrungen mit Bethlehem habe ich ja auch schon in einem früheren Post geschrieben. Auf dem Weg hielten wir ein paar Mal an und es gab kurze geistliche Impulse. Mit dabei war, das wurde mir dann auch erst am nächsten Tag klar, auch ein Reporter der Tagesschau, der über die Aktion berichtete. (Hier könnt ihr den Bericht noch mal nachsehen, wenn ihr mögt: http://www.tagesschau.de/ausland/heilige-nacht-101.html). Doch wie schon beim letzten Mal, so war es auch dieses Mal wieder so, dass mich die aktuelle politische Situation dort viel mehr ergiff, als eine vermeintliche Geburtsgrotte. Als wir gegen 4.00 Uhr morgens den Checkpoint nach Bethlehem passierten, standen auf der anderen Seite in einem aus Mauern und Gittern errichteten, meterlangen Gang bereits hunderte von palästinensischen Arbeitern eng hineingepresst und warteten darauf, dass endlich etwas voranginge. Manche von ihnen versuchten an Stellen weiter vorne durch kleine Öffnungen zwischen Gitter und Decke dort hineinzugelangen. Dazu mussten sie sich meterweit auf dem kleinen Absatz der Mauer an dem Gitter entlanghangeln, denn anders kam man dort nicht hin. Als wir dann um 6.00 Uhr wieder zurückkamen, hatte sich erschreckenderweise an der Situation noch überhaupt nichts verändert. Wir fragten einen von ihnen, ob sie dieses Prozedere jeden Morgen hätten. Sie bestätigten dies. Was ich beeindruckend fand war, dass sie sich von all dem scheinbar nicht nerven ließen. Für den Rückweg dachten wir, dass wir uns nun auch da durch kämpfen müssten und schon bald fanden wir uns mitten in besagter Gruppe und innerhalb der Grenzen der Mauer. Dann stellte sich heraus, dass uns offenbar erlaubt war, den zweiten völlig leeren Korridor nebenan zu benutzen. Nachdem wir alle die Nacht durchgemacht hatten und gewandert waren, entschieden wir uns dann dazu, davon auch Gebrauch zu machen. Und anstelle sich zu beklagen, halfen uns die Menschen sogar, aus der eng gedrängten Masse dorthin hinaus zu kommen und wünschten uns zum Abschied noch frohe Weihnachten! Das war wirklich ausgesprochen beeindruckend. Frohe Weihnachten hatte man uns zuvor auch schon oft auf dem Weg durch die Stadt bis zur Geburtsgrotte gewünscht. Schnell zeigte sich auch, was man ja absolut erwarten musste. Die Stadt lebt natürlich ein Stück weit wirtschaftlich von diesem (jetzt verwende ich den Begriff schon wieder) Weihnachtstourismus. Aus aller Welt waren Gruppen angereist und in der Geburtskirche bekamen wir letztlich auch nur für etwa 20 min einen kleinen Teil einer Grotte für die Laudes, denn die Nachfrage war natürlich extrem groß. Schon der Weg dahin war voll von wirklich ausgesprochen kitschiger Weihnachtsdeko und natürlich zahlreichen Taxifahrern, die in dieser Nacht zig mal zwischen Checkpoint und Geburtskirche hin und her pendelten (für den Rückweg gönnten wir uns dann diesen Luxus auch, zumal es gar nicht so teuer war). Die Krönung an weihnachtlichem Kitsch war  aber mit Sicherheit die Deko direkt vor der Kirche, insbesondere den Weihnachtsbaum werdet ihr ja gleich noch per Bild zu sehen bekommen. Cool war, als um 5.00 Uhr, wie wir gerade dort ankamen, der Muezzin vom unmittelbar nebenan liegenden Minarett zu singen begann, was das Erlebnis gleich noch einmal spezieller machte. Während der Laudes stellte sich dann leider die ganze Müdigkeit von Wanderung und Uhrzeit ein und ich hatte echt zu kämpfen in diesem Moment, womit ich aber nicht der einzige war ;-) Ja, und dann ging es eben durch den Checkpoint, wie schon geschildert, wieder zurück, dieses mal dann per Sammeltaxi, denn nocheinmal 3 Stunden wandern war in diesem Zustand keine Option. Als wir wieder auf dem Zion ankamen, bot sich uns ein fantastischer Sonnenaufgang, mit dem als Eindruck wir dann erst mal ins Bett fielen (bzw. streng genommen ging ich in kleinerer Runde dann noch brunchen ;-) Mein persönlicher erster Weihnachtsfeiertag bestand dann im Prinzip aus Schlafen - Aufstehen zum Mittagessen - Schlafen – Abendessen... und dann stand schon die nächste Nachtschicht an, denn in dieser Nacht würde Andreas in Tel Aviv landen und ich wollte ihn dort so gegen 3.00 Uhr abholen. Es war also ein ganz spezieller erster Weihnachstfeiertag, von dem ich irgendwie gar nichts hatte und irgendwie doch sehr viel, denn eigentlich war ich an diesem Tag ja in Bethlehem gewesen und dann ja auch noch noch in Tel Aviv. Ich denke, man merkt schon an meinem Schreiben, wie da bei mir die Tagesgrenzen im Kopf verschwammen.


Unser "Bescherungsraum"


Gang nach Bethlehem

Weihnachtsdeko im Bethlehem Stil



Sicherlich Geschmackssache...



...oder?



Sonnenaufgang zu unserer Rückkehr am 1. Weihnachtsfeiertag


 






Silvester:

Streng genommen dürfte ich euch jetzt ja noch vom zweiten Weihnachtsfeiertag berichten, aber erstens war der auch nicht so viel anders als der erste, nach der zweiten Nachtschicht in Folge und zweitens ist der Besuch von Andreas über Silvester vielleicht noch mal ein ganz guter Einschnitt hier. Nachdem er mir in der Vorbereitung wirklich sehr geholfen  hatte, war es schön, ihm auch einmal zeigen zu können, wo ich denn nun gelandet war. Dazu gehörte natürlich auch, was es alles für wunderbare Cafes (bzw. Kinos, Restaurants etc.) in dieser Stadt gibt. Aber natürlich auch Besichtigung der Altstadt mit Grabeskirche, Klagemauer etc., des Ölbergs mit Gethsemane, dominus flevit und der Himmelfahrtskapelle. Schon hier zeigte sich, wie toll es auf der einen Seite war, wenn man all diese Orte schon von Herrn Küchler gezeigt bekommen hatte und nun ein bisschen darüber Auskunft geben konnte, und wie schön es aber auch war, etwas ungezwungener und flapsiger an die Orte heranzugehen, als bei einer speziell für unsere Gruppe arrangierten archäologischen Führung. An einem Tag fuhren wir ans Tote Meer. Dort waren wir zuerst in En Gedi, was ich ja wie beschrieben im letzten Post, schon einmal zum Teil besucht hatte, aber noch nicht von seiner Wanderpark - Seite kannte. Die Wasserfälle dort, mitten in den Felsen der Wüste am Ufer des Toten Meeres sind wirklich toll und werden eigentlich nur noch von der fantastischen Aussicht dort übertroffen. Nach längerer Wanderung dort wollten wir  noch nach Masada, was nur ein paar Kilometer weiter liegt. Hierzu nahmen wir uns dann kurzerhand ein Taxi, denn zuvor waren wir mit einem Fernbus angereist, der dort regelmäßig eine Linie abfährt und den wir aber scheinbar gerade verpasst hatten. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, denn sonst hätten wir wohl nicht mehr viel von Masada gesehen, denn so gegen fünf wurde es ja schon dunkel. Das war auch der Grund, warum wir uns für die Seilbahn und gegen den Schlangenpfad entschieden, den ich mich ja dann knapp einen Monat später im Zuge der Südexkursion hinauf kämpfen durfte. Was es dort alles zu sehen gibt, habe ich ja im letzten Post schon ausführlich beschrieben und mit Fotos unterlegt, von daher sei an diese Stelle nur noch einmal betont, dass ich den ersten Eindruck dort wirklich bombastisch fand, insbesondere wegen des atemberaubenden Panoramablickes, der sich einem dort bietet und den man wohl so mit keiner Kamera der Welt adäquat einfangen kann. Besonders cool war auch unser Tag in der Westbank. Dieser kam ursprünglich nur dadurch zustande, dass wir das Herodeion ansehen wollten, da ich dort ja erst gut zwei Wochen vorher meine Führung gehalten hatte und diese nun praktisch noch einmal zum Besten geben konnte. Das Problem war, dass wir kein Auto hatten und die Busanbindung dorthin praktisch nicht vorhanden war. So wollten wir es eben mit einem Taxi von Bethlehem aus versuchen. Wir fuhren also nach einigen Überlegungen mit dem Bus bis zum Checkpoint und hatten den Plan, uns dort einen Taxifahrer zu suchen, der uns günstig zum Herodeion bringen würde. Sicherlich kein Problem (also das mit dem „finden“ meine ich, nicht das mit dem „günstig“), denn direkt hinter dem Checkpoint warten nahezu alle Taxen in der Umgebung Bethlehems darauf, jemanden mitnehmen zu können. Als wir den Checkpoint passiert hatten, begann sofort der Kampf um uns. So fanden wir uns kurz darauf im Wagen eines palästinensischen Taxifahrers wieder, der sich uns als Loui vorstellte und natürlich sofort versuchte, uns ein noch größeres Programm aufzuquatschen, was sich ohnehin wie ein roter Faden durch den Ausflug ziehen sollte. („ No work, no business, you know?“) Da wir tatsächlich etwas mehr Zeit mitgebracht hatten und die weiteren Orte, die er uns zeigen konnte durchaus interessant und auch für mich neu waren und uns auch sein Preis sehr fair erschien, willigten wir schließlich ein, die Tour um die Hirtenfelder und das Mar Saba Monastry zu erweitern. Auf diese Weise kam ich so auch gleich doch noch zu der Möglichkeit, die Kirche, Kapellen und Gartenanlage der Hirtenfelder zu sehen. Auch das Herodeion war noch einmal insofern spannend, als dass man tatsächlich an zwei Stellen weiter ausgegraben zu haben schien und gleichzeitig dabei war, die Anlage etwas zu richten (wie übrigens auch schon bei dem Heiligtum in En Gedi). Ganz davon abgesehen ist es einfach eine tolle Anlage, die ich wirklich für immer wieder sehenswert erachte, gerade, weil ich mich ja auch so hineinvertieft hatte. Ein großes Highlight war dann das Mar Saba Monastery. Hier hatte uns Loui wirklich nicht zu viel versprochen („If you don´t like it, you do not have to pay me“) Entsprechend oft vergewisserte er sich dann auch während allem, was er tat und wohin er gerade hin und wo vorbei fuhr mit einem “You like it?” (Wenn man ihm dies bestätigte, bekam man dann auch immer ein wunderschönes und scheinbar klassisch nahöstliches „Welcome!“ zur Bestätigung). Um ganz kurz wieder die Fakten zu klären: Das Mar Saba Monastery ist ein griechisch orthodoxes Kloster nahe Bethlehem mit einer wirklich schönen Lage, nämlich praktisch an den Hügel eines großen Wadis herangebaut. Heute leben dort nur noch etwa zehn Mönche, die auch nur griechisch orthdoxen Männern den Zutritt gewähren und damit sicherstellen, dass es kein absoluter Touristenort wird, wie manch anderes Kloster in dieser Gegend. Früher muss es wohl deutlich bedeutsamer und auch stärker bewohnt gewesen sein. Im 7. Jhd sollen bis zu 4000 Menschen dort gelebt haben und im 8. Jhd. auch der Kirchenvater Johannes von Damaskus. Schon der Weg dorthin war spannend. Wir fuhren auf der Spitze einer Hügelkette entlang, die scheinbar gleichzeitig die vegetative Trennlinie zur judäischen Wüste markierte. Nach links sah man also Stein und Sand, nach rechts dagegen grünes Gras („Cool!“ – „You like it!“ – „Yes, it´s really nice“ – „Welcome!“). Angekommen am Kloster konnte man zunächst gar nicht so viel sehen, da es wie gesagt ein Stück weit den Hügel in das Wadi hereinragte. Erst als wir näher herankamen, sahen wir das ganze Ausmaß des Klosters und inmitten dieser tollen Landschaft war es einfach fantastisch. Einer der Mönche begann sogar gerade zu läuten, was mitten in der Wüsten- und Wadilandschaft so ziemlich den einzigen Laut menschlicher Zivilisation darzustellen schien. An den Felswänden des Wadis waren zudem überall kleine Höhlen früherer Einsiedler zu sehen, die wir auch noch etwas besser betrachten konnten, als wir ein kleines Stück in das Wadi hinein stiegen. So waren die Ausflugsziele, die wir an diesem Tag gehabt hatten, schon außergewöhnlich, aber mindestens ebensosehr war es unser Taxifahrer. Während wir das Herodeion angesehen hatten, hatte er seinen kleinen Sohn von der Schule abgeholt, der nun die Tour mit uns machte und so auch zum ersten Mal das Mar Saba Monastery sah. Somit durfte nicht nur Loui ein Foto von uns („It´s 200 Shekel ;-)“ ) machen, sondern auch wir von ihm und seinem Sohn. Unterwegs beschallte er uns zwischendurch nicht nur mit arabischen Klängen, sondern hatte extra für uns auch einmal einen deutschen Rap aufgelegt, den er warum auch immer dabei hatte und so fuhren wir kurzzeitig mit offenen Fenstern eines arabischen Taxis am Herodeion vorbei und schallten diesen Rap auf die Straßen dort! („ You like it?“ ... Ihr wisst schon). Dann wurde mir mal angeboten, ich könne doch mal versuchen, sein Taxi zu fahren und er setzte sich hinten rein, was ich dann aber doch ablehnen musste, obwohl er sogar meinte, er würde mich dann kostenlos nach Jericho fahren lassen. Auch eine weitere Möglichkeit, kostenlos zu fahren, nämlich, wenn wir sein Alter erraten würden, konnten wir nicht nutzen. Er war tatsächlich erst Anfang 30 und hatte zuvor schon in  Bethlehem Ingenieur studiert, was er nun aber nicht nutzen konnte. Auch über die politische Situation erzählte er uns etwas, wobei man nicht alles unreflektiert glauben durfte, denn es stellte sich heraus, dass er noch nie die Möglichkeit gehabt hatte, aus der Westbank herauszukommen, weshalb all seine Erzählungen, wie es doch in „Israel“ zugehe, etwas fraglich waren. Am Ende versuchte er uns dann natürlich noch von Jericho als der schönsten Stadt überhaupt oder dem Wadi Kelt zu begeistern, aber wir wollten dann wieder zurück und nicht noch mehr  Geld ausgeben. Leider wurde er dann ein bisschen anstrengend, fragte uns noch ungefähr 20 mal, ob wir nicht doch noch wohin fahren wollten („no work, no businnes“!) oder Postkarten kaufen oder Geld abheben bzw. umtauschen wollten, was seiner etwas exklusiven Sicht zufolge nämlich in der Westbank deutlich günstiger sei als in Israel und mit dem Trinkgeld gab er sich dann auch nicht wirklich zufrieden, verwies dann auf seine Familie, darauf, dass er heute keine weiteren Kunden mehr finden würde und auch noch für sein Taxi Miete zahlen müsse, sodass ihm so knapp 2/3 Aufschlag als Trinkgeld vorgeschwebt wären. Mein Mitleid für seine Familie hielt sich dann aber doch in Grenzen in Anbetracht dessen, das ich mit seinem I- Phone (!) schon ein Familienbild von ihm und seinem Sohn gemacht hatte. Dennoch war es in jeden Fall ein großer Spaß, diese Tour mit ihm gemacht zu haben, oder um es besser mit seinen Worten auszudrücken: „We really liked it!“


Die Wasserfälle in En Gedi























Auch die Aussicht ist klasse



Ich wusste echt nicht, dass die sowas können :D 

Altarbild der Kirche auf den Hirtenfeldern

Die Kirche von außen

Und die dazugehörige Gartenanlage

Blick auf das Mar Saba Monastery...

... und das zugehörige Wadi

 













































Am Tag zu Silvester waren wir tagsüber im Israel Museum, wo ich neben der schon bekannten biblisch - archäologischen Ausstellung auch noch mich herrlich in der wirklich labyrinthhaft aufgezogenen Kunstabteilung vierlief. Sehr sehenswert war das Modell der antiken Stadt Jerusalem zu Zeiten des zweiten Tempels, der dort noch einmal herausragt. Auch die Ansicht der neutestamentlichen Handschriften, die man sonst nur als nichtssagende Fußnote in den textkritischen Apparaten seiner Bibeln kennt, waren wirklich klasse, mal vor Augen zu haben. Abends lief es dann erst etwas langsamer und gemütlicher an, ehe wir uns in die Dormitio begaben, wo wir praktisch über Mitternacht eine Andacht haben würden, an die sich ein Sektempfang anschließen würde. So sollten wir dann in einer längeren Schweigephase praktisch ins neue Jahr hinübergleiten, was nicht nur schön war, weil draußen ohnehin nicht geschossen wurde (das jüdische Neujahr lag ja schon ein wenig zurück), sondern auch, weil ich mir in diesem Moment noch einmal bewusst machen konnte, was dieses Jahr eigentlich alles in meinem Leben passiert war. Als ich in das Jahr 2014 gegangen war, hatte ich mich in Neuendettelsau langsam auf die Zwischenprüfung eingestellt. Und nun saß ich in der Dormitio im 41. Studienjahr, zu der ich von Münster aus gewechselt hatte. In diesem Moment empfand ich wirklich eine sehr große Dankbarkeit, dass mein persönliches 2014 so fantastisch gelaufen war. Nach dem Sektempfang wurde Silvester dann doch noch alles andere als nur gemütlich. Spontan veranstalteten wir in unserem Vorlesungssaal eine Neuauflage der Spätschicht der Nikolausfeier, die schließlich mit einem Sonnenaufgang auf dem Dach des Beit Joseph endete. Viel Zeit zum Schlafen blieb mir damit nicht mehr, denn für heute hatten wir geplant, mit dem Bus nach Tabgha zu fahren, wo wir insgesamt drei Nächte bleiben und uns dort mit einem Leihwagen bewegen wollten.

Am ersten Tag blieb uns tatsächlich gar nicht mehr allzu viel Zeit, noch groß etwas anzusehen. Stattdessen begaben wir uns auf einen Kaffee ins Pilgerhaus, wo wir uns gleich für den folgenden Tag für das Abendbuffet anmeldeten und machten uns dann daran, ein Grillabendessen an unserem Bungalow vorzubereiten – am 1. Januar wohlgemerkt! Am nächsten Tag ging es zunächst wieder mit dem Bus nach Tiberias, von wo aus wir uns zunächst unseren Leihwagen sicherten, um dann zur Kreuzfahrerfestung Belvoir zu fahren. Die Arbeitsteilung dabei war so, dass Andreas fuhr und ich ihn mittels Karte lotste. Nachdem ich ja weiter oben schon etwas zu meinen herausragenden Fähigkeiten in Punkto Orientierung gesagt hatte, könnt ihr euch sicher vorstellen, wie unglaublich stolz ich jedes Mal war, wenn ich uns tatsächlich wieder zum nächsten Ziel geführt hatte. Und das erste Ziel hieß nun also Belvoir.

Nachdem mein Post gerade schon wieder recht lang geworden scheint und ich die Mehrzahl meiner Informationen zu Belvoir auch erst letzte Woche auf der Kreuzfahrerexkursion bekommen hatte, werde ich mich hier jetzt auf ein paar Bilder und Eindrücke beschränken, was ohnehin der Art und Weise, mit der ich an diesem Tag die Burg erkundete, nämlich weniger fachlich, sondern eher entspannt und spaßig mehr gerecht werden sollte. Im Gegensatz zu unserem Besuch dort bei der Kreuzfahrerexkursion war hier auch das Wetter noch wesentlich schlechter, es nieselte, war kalt und die Sicht, die dort normalerweise sehr toll ist, war somit auch eingeschränkt. Dennoch hatten wir dort unseren Spaß. Cool war auch, dass uns der Wärter dort oben – neben uns an diesem Tag der scheinbar einzige Mensch dort-  an einem Kaminfeuer dann einen Tee zubereitete. So wollte man fast gar nicht mehr weg am Ende. Doch auch unsere nächste Station war ziemlich toll, denn mit Gan ha Schloscha hatte ich das bislang einzige Mal die Möglichkeit, einen nicht zumindest auch nur teilweise archäologisch angelegten Nationalpark zu betreten. Dort gibt es eine warme Quelle, die an einer Stelle sogar einen kleinen Wasserfall bildet und in deren sehr bläulichem Wasser man ganz toll baden kann. Obgleich am 2. Januar auch in Israel natürlich nicht Sommer ist und es deswegen vielleicht nicht ganz so verlockend war, wollten wir uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen, einmal hinein zu springen und taten dies dann auch. Ich denke, am Ende hatte das niemand von uns bereut. Dann wollten wir uns noch Caesarea Maritima ansehen, also ging es ab ans Meer. Leider machte die Anlage dort Freitags schon eine Stunde eher zu als wir dachten, sodass wir uns auf den Teil mit den schönen Strandcafes beschränken mussten - Okay, ich gebe zu, so schlimm war das dann auch nicht ;-) Wir beließen es dann halt eben nicht nur bei einem Cafebesuch und bekamen somit die eingeplante Zeit doch sehr gut rum. Unser zweiter voller Tag sollte dann eigentlich noch verregneter werden, doch danach sah es zunächst mal überhaupt nicht aus. Bei strahlendem Sonnenschein konnte ich nun auch noch einmal den Berg- und die Kirche der Seligpreisungen sehen, die in unserem Exkursionsprogramm trotz ihrer großen Nähe zu Tabgha irgendwie nie einen Platz gefunden hatten. Dabei ist das durchaus ein sehr schöner Ort, insbesondere der Garten war wirklich toll gemacht. Weiter ging es dann für uns nach Hazor, das ich im Zuge der Galiläaexkursion auch schon beschrieben hatte. Hier wurde das Wetter schon schlechter und leichter Regen kam auf, aber noch hinderte es uns nicht weiter. So machten wir uns noch weiter auf den Weg nordwärts, wo wir entweder in Banias (hab ich auch für die Galiläaexkursion schon beschrieben) wandern gehen und/ oder dann die Festung Nimrod besichtigen wollten. Beides fiel dort dann aber buchstäblich ins Wasser und und so wollten wir zumindest versuchen, ob wir auf dem Hermon ein bisschen Schnee sehen könnten. Dort gibt es tatsächlich ein Skigebiet, wie die Ausschilderung (Bilder folgen gleich) auch nicht vergisst, jedem ins Bewusstsein zu rufen. Wir sahen jedoch auch dort keinen. Zunächst verfuhren wir uns dann doch ein wenig und kamen plötzlich in einem etwas heruntergekommenen Dorf heraus. Dann begegneten uns noch ein paar Autos, auf deren Dächern tatsächlich Schnee lag. Wir beschlossen, noch schnell dorthin zu fahren, wo sie herkamen, immer auch mit einem Blick auf die Tankanzeige, die nicht mehr allzuviel hergab. Letztlich sahen wir aber auch dort keinen Schnee. Stattdessen mussten wir irgendwann an einem militärisch gesichertern Gittertor umkehren, das möglicherweise schon die Grenze zum Libanon darstellte. So begaben wir uns wieder talwärts um dort schließlich sowohl Benzin, als auch Kaffee zu tanken. Nachdem der Regen auch nicht wirklich nachlassen wollte, machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Tabgha, konnten dabei noch in einem abendlichen Stop das antike Magdala wahrnehmen (auch hier siehe Galiläaexkursion) und auch das dort gelegene sehr wundervolle „Burgerim“ Restaurant nutzen. Nach einem entspannten Abend mussten wir dann schon früh am nächsten Morgen wieder raus, um das Auto wieder nach Tiberias zu bringen. Dann ging es zurück nach Jerusalem. Die letzten eineinhalb Tage dort nutzen wir dann unter anderem noch dazu, verschiedene Souvenirs zu erwerben und einen kompletten Mauerrundgang zu machen. Und dann ging es für Andreas auch schon wieder Richtung Deutschland und für mich wieder Richtung 2. Semester in Jerusalem.

Der Burggraben von Belvoir

Blick ins Innere

Der Ausblick war hier noch nicht so toll...


Im Garten der Seligpreisungen.

Die Kirche dort.

Nach Skifahren sieht das grade nicht so aus.

Aber weiter oben, wo wir nicht mehr hin dürfen, scheint es doch geschneit zu haben.

 














































Was kommt jetzt noch?

So, falls ihr euch jetzt tatsächlich durch all das, was ich euch da geschrieben habe, durchgeackert haben solltet, dann seid ihr jetzt fast wieder auf dem neuesten Stand. Ich hoffe, dass ich euch in den nächsten Tagen noch von der Kreuzfahrerexkursion berichten kann und vielleicht dann auch noch, wie sich denn so ein Geburtstag in Jerusalem verlebt. Ansonsten bleiben mir jetzt noch drei volle Studienwochen hier und eine Prüfung steht dabei auch noch aus für mich. Ich denke, wenn das alles durch ist, werde ich mich auch noch einmal hier zu Wort melden.

Bis dahin vielen Dank für euer Interesse und bis doch schon relativ bald wieder,

Andreas

 

 

 

 

 

 

 

 

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