Ihr
Lieben,
ja ich
lebe noch und bitte auch gleich darum, mir zu vergeben, dass ich so lange
nichts mehr habe hören lassen. Ich wollte mich ursprünglich vor Weihnachten
noch mal bei euch melden, ebenso nach den Ferien, aber es gab unterschiedliche
Gründe, die mir dann einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.
Kurze Apologie
Der
Hauptgrund bestand darin, dass mein Laptop rechtzeitig zu meiner wahrscheinlich
intensivsten Phase des Studienjahres (innerhalb einer Woche hatte ich ein
Referat zu halten, eine Ortsführung zu geben und noch eine mündliche Prüfung
abzulegen) beschloss, seinen Geist aufzugeben. In der Mall in Jerusalem im
Apple Shop sah man sich offenbar nur im Stande, zu verkaufen, nicht jedoch ein
Gerät, das nicht einwandfrei funktioniert, auch nur anzusehen (!) und so musste
ich zunächst mit einem alten PC hier im Studienjahr Vorlieb nehmen. Mit dem
Besuch von Andreas -einem Studienfreund von mir- zu Weihnachten (Ausführlicher dazu später) konnte ich dann
einen Ersatzlaptop von zuhause bekommen. Der Plan war, den kaputten dafür mit
nach Deutschland zu schicken und dort ansehen zu lassen. Doch einen Tag vor
dessen Ausfuhr kam plötzlich neues Leben in meinen alten Mac zurück und er
schien wieder zu funktionieren. Also entschloss ich mich, es weiter mit ihm zu
versuchen und den Ersatz postwendend nach Deutschland zu meiner Familie
zurückzugeben, zumal er dort gerade dringender benötigt wurde. Eigentlich hätte
ich mir denken können, dass das nicht von langer Dauer sein würde. Schon eine
knappe Woche später fiel mein Mac erneut in alte Spinnereien zurück und seitdem
liegt er abgeschaltet in meinem Regal und wartet darauf, nach meiner Rückkehr
nach Deutschland einem Test unterzogen zu werden, der zeigen wird, ob ich mir
tatsächlich schon wieder ein neues Gerät anschaffen muss. Das damit verbundene
Folgeproblem besteht darin, dass auf diesem Computer leider sämtliche, zuletzt
von mir gemachte Bilder von hier liegen. Ich habe sie zwar auch noch auf einer
Festplatte, aber von da bekomme ich sie leider irgendwie trotz etlicher
Versuche nicht runter. Daher würde ich euch zwar gerne all das, was ich euch
jetzt rückblickend erzählen werde, auch mit Bildern untermauern, nicht immer
aber wird das auch möglich sein bzw. manchmal habe ich mich dann bei Bildern
von Komilitonen bedient. Nicht zuletzt klang es ja auch schon an, dass ich
gerade aus der sicherlich intensivsten Phase des Studienjahres komme. Nach
Weihnachten hatte ich zeitnah mein zweites Referat zu halten, daneben noch zwei
weitere Klausuren und dann gab es auch noch ein paar Ereignisse abseits des
Programms, die mich etwas mehr beansprucht haben, die aber weniger für einen
Bericht auf einem Internetblog geeignet sind ;-).
Wie auch
immer: Jetzt habe ich wieder etwas Zeit und will nun versuchen, das Ganze für
euch Schritt für Schritt aufzuarbeiten, was seit meinem letzten Post geschehen
ist. Ich weiß im Moment selbst noch nicht, wie viel es werden wird, aber
möglicherweise werde ich es euch in Etappen posten, denn ich will euch auch
nicht wieder mit solchen Romanen traktieren, wie beim letzten Mal. So werde ich
sicherlich einzelne Dinge nicht ganz so ausführlich darstellen können, wie ihr das von den Posts zuvor
kanntet.
Der Status quo
Fangen wir
kurz an mit meiner aktuellen Ausgangsposition. Es ist kaum zu glauben, aber das
Ende meiner Zeit in Jerusalem kommt jetzt doch unaufhaltsam näher. Das neue
Jahr ist jetzt auch schon wieder fast 2 Monate alt und in etwa noch mal dieser
Zeit geht auch schon mein Rückflug. Das offizielle Programm wird Ende März
vorbei sein und danach bin ich noch die zwei Wochen um Ostern im Lande, wo ich
mich auf familiären Besuch freuen kann. Diesee Woche steht unsere dritte und
letzte große Exkursion an: Auf den Spuren der Kreuzfahrer wird es noch einmal
nach Tabgha gehen. Wenn wir dann wieder zurück sein werden, sind es eigentlich
nur noch vier Wochen Programm. Das alles ist schon sehr präsent hier im Moment,
allerdings fühlt es sich bei mir ehrlich gesagt noch gar nicht wie eine nur
noch so kurze Zeit an und knapp 2 von 8 Monaten sind ja auch noch etwa ¼ der
Zeit, die noch verbleibt. Davon abgesehen, was man dann hier alles vermissen
wird, gibt es natürlich auch einige Dinge, auf die ich mich in Deutschland
wieder freuen kann.
Wenn ich
jetzt gerade aus dem Fenster sehe, dann zeigt sich bei mir folgendes Bild:
Ja, auch hier schneit es, wenn auch nur ganz selten. Aber es ist dann auch
immer gleich etwas besonderes, zu beobachten, wie man hier mit dem doch eher
ungewohnten Weiß umgeht. Der Verkehr, insbesondere der öffentliche, kommt
praktisch komplett zum erliegen, stattdessen sind etliche Kinder unterwegs, die
wahllos Autos und Passanten mit Schneebällen bewerfen. Ein besonders skurriler
Anblick für mich ist eine stark eingeschneite Palme, was ich so auch noch nie
gesehen haben. Witzigerweise konnte man vor knapp zwei Wochen –zumindest
teilweise- noch in kurzer Hose auf dem Balkon sitzen. Das Wetter ist also
gerade äußerst wechselhaft hier. Erschwerend kommen dann noch zwei Dinge hinzu:
Das eine ist der leider hier im Haus
regelmäßig einsetzende Ausfall von Heizung, warmem Wasser oder beidem, was
verbunden mit den wirklich sensationell ungedämmten Hauswänden für ein ganz
besonderes „Friererlebnis“ sorgt und auch dazu führt, dass man sich hier in
unserem begrenzten Wohnraum praktisch jede Krankheit permanent gegenseitig
weitergibt (so auch aktuell). Zweitens kommen die topographischen Unterschiede
hinzu, die dieses Land bietet, verbunden mit stark regional bedingtem
Klimawechsel. Das haben wir besonders in den letzten Wochen und Monaten in so
manchen Exkursionen erfahren, womit ich auch gleich schon geschickt zum
nächsten Punkt übergeleitet hätte ;-)
Exkursionen:
Zum ersten Mal richtig bemerkbar machte sich das, als wir im November das
Jerusalemer Bergland Richtung Totes Meer für eine Tagesexkursion verließen. In
Anbetracht des nasskalten Wetters in Jerusalem fühlte man sich bei über 20° und
Sonne dort direkt in den Sommer zurückversetzt. So konnten wir unter anderem
die Gelegenheit nutzen und einmal in das Tote Meer springen. Wobei - „springen“
sollte man eigentlich auf keinen Fall, sondern lieber vorsichtig einsteigen,
dabei tunlichst aufpassen, dass man sich nicht an einem Stein schneidet (so wie
ich ;-), denn der Salzgehalt wird einen das spüren lassen und sich dann am
besten auf den Rücken treiben lassen, denn das Wasser in die Augen zu bekommen,
ist ausgesprochen unratsam. Dann aber ist es wirklich eine faszinierende Sache,
im Wasser liegend einen solchen Auftrieb zu erfahren. Man kann praktisch gar
nicht anders, als sich halb liegend auf der Oberfläche zu bewegen, denn wenn
man versucht, sich senkrecht mit den Füßen nach unten zu bewegen, kippt man
praktisch unvermeidlich nach vorne oder hinten weg. Auf jeden Fall ein spaßiges
Erlebnis für mich und alle diejenigen unter uns, die das zuvor noch nie gemacht
hatten.
Natürlich war der Inhalt der Exkursion nicht nur, im Toten Meer baden zu
gehen. Wir besichtigten dort zunächst die Höhlen von Qumran, wo man mehr oder
weniger per Zufall etliche sehr alte, sehr bedeutende und zum Teil sehr gut
erhaltene biblische Handschriften fand, die für die Rekonstruktion der
biblischen Textgeschichte ausgesprochen aufschlussreich waren, sodass Qumran
praktisch jedem Theologen ein Begriff und ein Besuch dort sicherlich nichts
völlig alltägliches ist (andererseits: Was ist das hier grade schon?). Mit
Qumran in Verbindung befindet sich zudem eine in der Wissenschaft nicht
wirklich eindeutig zu umreißende Bewegung der sogenannten Essener, die unter
anderem auch zur Zeit Jesu aktiv waren und sich wohl durch besondere Strenge im
Bereich der Reinheit, sowie durch Abgrenzung vom etablierten Tempelkult quasi
als eine kleine Parallelgesellschaft auszeichneten. Diese könnten entweder in
der noch relativ gut erhaltenen Siedlung in Qumran gelebt haben, oder einige
Kilometer weiter in einer Siedlung bei En Gedi, dem zweiten Ort, den wir
besichtigten. Dort gibt es darüberhinaus eine schöne Quelle, ein paar kleinere
Wasserfälle (die wir da aber nicht besichtigten) und eines der ältesten
erhaltenen Heiligtümer des Landes aus dem sog. Chalkolitikum (6.-4. Jht.
v.Chr.) zu sehen.
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"Schwimmversuche im Toten Meer" |
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Ausblick aus einer Höhle bei Qumran |
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Ausblick von En Gedi |
Eine weitere sehr große Umstellung was das Klima angeht, war unsere im
Januar stattfindende Südexkursion, die insgesamt 2 Tage in Anspruch nahm. Sie
verschlug uns gleich am Morgen des ersten Tages nach Masada, wo ich bereits
einmal privat mit Andreas über Silvester gewesen war. Zur Info: Masada ist eine
von Herodes dem Großen errichtete Festung, die am Ufer des Toten Meeres liegt,
auf dem Plateau eines 400 Meter über selbigem liegenden Felsen, auf einem
Areal, das etwa 600 m lang und 320 m breit ist. Um dort hochzukommen kann man
entweder die Seilbahn nehmen, die dort für Besucher errichtet wurde, oder man
wählt den sog. Schlangenpfad (wer seinen Wegverlauf sieht, weiß, woher der Name
kommt), der teils ziemlich steil dort hinauf führt. Während über Silvester noch
erstere Option klar den Vorzug erhalten hatte, ging es nun mit dem Studienjahr
eben dieses Schlangenpfad hoch und ich kann euch sagen, dass am Ende selbst die
fitesten unter uns vom Aufstieg deutlich gezeichnet waren. Doch die Mühen
lohnen sich: Von oben hat man einfach einen unglaublichen und unvergleichlichen
Ausblick, der wirklich atemberaubend ist und mit einer Kamera leider kaum
einzufangen. Hier oben auf diesem Plateau befindet sich vor allem in der Nordspitze
eine größere Anlage, bestehend unter anderem aus Thermen, etlichen großen
Lagerräumen und Verwaltungsgebäuden. Ein besonderes Highlight ist jedoch der
sogenannte „Terrassenpalast“ an der Spitze, der aus drei einzelnen Villen auf
drei unterschiedlichen Ebenen besteht, die absteigend mit dem Grundriss eines
Halbkreises, eines Kreises und eines Quadrates eingerichtet sind. Zur
Veranschaulichung habe ich euch ein paar Bilder angefügt. Ganz unten kann man
dann einen wunderbaren offenen Innenhof mit Säulen und diversen Malereien
betreten und auch von dort hat man dann wieder eine grandiose Aussicht.
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Ein paar Eindrücke von der Aussicht |
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Reste der Fresken aus dem untersten Teil des Terassenpalastes. |
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Der Terassenpalast von seiner untersten Ebene aus... |
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... im Modell... |
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... und aus der Ferne |
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Die Lagerräume im Nordteil |
Daneben
gibt es noch eine Synagoge, einen Westpalast, der unter anderem eine
Empfangshalle mit einem Mosaik enthält, diverse Ritualbäder und Zisternen und
auch eine byzantinische Kapelle mit einem weiteren Mosaik, die sich aus der
Geschichte Masadas erklärt. Denn etwa 70 Jahre nach Herodes dem Großen, zur
Zeit des ersten jüdischen Krieges (66-70 n.Chr.) verschanzten sich dort
zunächst jüdische Widerstandskämpfer, die dann 73 n. Chr. von den Römern
belagert und schließlich der Legende nach in den Selbstmord getrieben wurden.
So konnten sich dort im 5./6. Jhd. christliche Mönche ansiedeln, die diese
Kapelle errichteten. Auch von der Belagerung der Römer sind noch deutliche
Spuren auszumachen. So sieht man nicht nur noch die Grundrisse der acht
römischen Lager und im Westen die Fundamente der Rampe, die die Römer letztlich
dort errichten ließen. Umgeben ist der gesamte Komplex von einer
Kasemattenmauer mit mehreren Türmen. Auch wenn ich jetzt schon zweimal da war
muss ich wirklich sagen, dass Masada ein Ort ist, an dem man sich
wahrscheinlich nicht satt sehen kann und den man in keinem Fall bei einem
Besuch hier auslassen sollte.
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Blick auf ein römisches Lager |
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Die Rampe von oben... |
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... und von unten. |
Unsere
nächste Station führte uns dann schon weiter in den Negev nach Arad, einem Ort,
der in der Bibel nicht allzuoft genannt wird, am prominentesten vielleicht noch
in Jos 12,14, wenn der Ort von Josua erobert wird. Man kann Arad grundsätzlich
in zwei Phasen unterscheiden. Die erste Phase geht etwa vom 4. Jht. bis Mitte
des 3. Jht. v. Chr. (chalkolitisch und frühbronzezeitlich), wo man urbane
Strukturen und eine Ummauerung feststellen kann. Die Menschen damals wohnten
vor allem in einem für diese Gegend speziellen Typus des „Aradhauses“ und
lebten hauptsächlich von Landwirtschaft. Schon in dieser Phase dürfte die Stadt
ummauert gewesen sein. Von der Mauer sieht man dort immer noch Reste. Sie wird
unterbrochen von zwei sehr unterschiedlich konzipierten Toren und etlichen
halbrunden Türmen, etwas 30 bis 40 Stück. Auf eine längere Besiedlungslücke
folgte dann im 10. Jhd. die Neubesiedlung der Anlage, insbesondere im
Nordosten. Nun diente der Ort eher als militärische Festung (er bildete
zusammen mit Tel Ira und Tel es Sheba die südliche Verteidigungslinie des
judäischen Königreiches), sowie als Verwaltungszentrum und Wegstation für
Karawanen. Die hierzu errichtete Festung wurde im Laufe der Zeit mehrfach
zerstört und wieder aufgerichtet, unter anderem nutzen auch die Römer die
Anlage als Grenzfestung des „Limes palaestina“. Spannend ist auch, dass große
Teile der Anlage noch nicht ausgegraben wurden. Es bleibt also abzuwarten, was
es von dort in den nächsten Jahren noch zu hören gibt ;-)
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Impressionen aus Arad. |
Weiter
ging es auf den Tel Sheva, ein Ort, für den umstritten ist, ob er mit dem
biblischen Beerscheba identisch ist, oder ob man hiefür nicht doch lieber das
benachbarte frühere Bir es-Saba´ und heutige moderne Berrsheba ansetzen sollte.
Das biblische Beersheba ist nämlich insbesondere für die Erzelterngeschichten
von Bedeutung. So erinnert beispielsweise gleich am Eingang der Anlage ein
Brunnen an die Geschichte von Abraham, als er an einem solchen einen Bund mit
Abimelech geschlossen haben soll (Gen 21,22-34). Das Hauptproblem besteht dabei
darin, dass für genau diese Phase der Bronzezeit für den Tel Sheva keinerlei
Besiedlungsspuren vorhanden sind. Bereits vor dem Eingangsbereich gibt es eine
Art Vorhof, wo unter anderem die Rekonstruktion eines Hörneraltars bestaunt
werden kann, dessen Original wir auch schon im Israel Museum sehen konnten. Die
frühesten Siedlungsspuren des Tells (archäologischer Hügel) können in
Wohnhöhlen vom Ende des 4. Jht. v. Chr. gesehen werden, zu einer wirklichen
Stadt entwickelte sich der Ort aber erst, als Mitte des 11. Jhd. v. Chr. durch
den Bau erster Häuser eine permanente Siedlungsphase begann, nachdem die
Bewohner zuvor halbnomadisch gelebt hatten. Trotz der Errichtung einer massiven
Mauer samt Vierkammertor Mitte des 10. Jhd. v. Chr. wurde die Stadt insgesamt
viermal zerstört und wieder aufgebaut. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei
ebenso wie bei den auf der Galiläaexkursion besuchten Hazor und Meggido um eine
Ort mit rein administrativer Funktion, d.h. er wurde vor allem von Soldaten und
deren „Anhang“ bewohnt. Dafür spricht auch der systematische Aufbau der
Stadtanlage wie nach staatlicher Planung und das mit Hazor und Meggido
vergleichbare Wassersystem. Es folgte schließlich eine knapp 300 jährige
Siedlungslücke, ehe in persischer Zeit (ab 6./5. Jhd.) ebenso wie in darauf
folgender hellenistischer Zeit dort eine Festung und später unter Herodes sogar
ein großer Palast errichtet wurde. Späteste Festungsreste findet man dann aus
römischer Zeit und auch hier wurde die Anlage wohl wieder Teil des „Limes
palaestinae“. Das Gute an diesem Tell ist, dass man in der Mitte auf einer Art
Aussichtsplattform nicht nur die gesamte Anlage, sondern auch noch die
umliegende Landschaft ansehen kann. Neben Beersheba sieht man auch zwei nahe
beieinanderliegende Wohngebiete, ein eher wohlhabenderes und ein deutlich
ärmeres (was man bezeichnenderweise schon am Grünanteil deutlich zuordnen
kann), wo es offenbar häufig zu sozialen Konflikten kommt. Zudem konnten wir
einige der dort lebenden Beduinen beobachten und erfuhren so gleich auch noch ein
wenig über deren ebenfalls wenig komfortable Situation im Staat Israel.
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Besagter "Abrahamsbrunnen" |
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Das moderne Beersheba |
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Und das antike. |
Damit nun
aber eine richtige Südexkursion aus unserem Ausflug werden konnte, mussten wir
noch ein ganzes Stück weiter nach „unten“ fahren. Das Ziel für unsere
Übernachtung sollte das Kibbuz Ketura (benannt nach der letzten Frau Abrahams)
werden, welches unweit von Eilat liegt.
Einen Zwischenstop legten wir dann noch kurz in Mizpe Ramon ein. Dort gibt
es einen ca. 40 km großen Erosionskrater in der Wüste, den man gut von einer
Plattform aus überblicken kann. Wieder einmal bot sich uns dort eine wirklich
außergewöhnliche Aussicht und das Zusammenspiel der Farben durch den
Sonnenuntergang unterstrich das alles nur noch.
Angekommen im Kibbuz war es bereits ziemlich dunkel. Wir waren natürlich
alle sehr gespannt darauf, einmal einen solchen Kibbuz näher kennenlernen zu
können und zu sehen, wie sich der dort praktizierte kommunistische Lebensstil
konkret niederschlägt. Zunächst mal ausgesprochen positiv für uns, denn wir
wurden gleich in einen Speisesaal geführt, wo ein nicht unüppiges warmes Buffet
zubereitet war, das es dort scheinbar jeden Abend gibt. Dann wies man uns kurz
in wesentliche Dinge vor Ort ein und zeigte uns unsere Zimmer. In der Tat
schien der Gästebereich doch ein bisschen großzügiger angelegt, als der Rest
der Anlage. Man konnte jedoch am Abend nicht allzuviel davon sehen, da es
einfach schon zu dunkel geworden war. Umso beindruckender war zunächst der
Effekt, als man am nächsten Morgen feststellte, wo man eigentlich gelandet war.
Mitten in der Wüste, umgeben von Bergen und Steinen erschien es gleich nochmal
eine ganze Spur beeindruckender, ausgerechnet an diesem Ort ein Kibbuz zu
errichten. Nach einem erneut reichhaltigen Frühstücksbuffet bekamen wir dann
auch noch eine Führung über den Kibbuz, wo man uns insbesondere die Anlagen
zeigte, die für ein Kibbuz mitten in der Wüste genug Geld einbringen. So
beispielsweise ein großes Solaranlagenfeld (logisch, in einer Wüste gibt es
genug Platz und Sonne dafür) oder eine Anlage zur Herstellung von Algen (Nicht
ganz so logisch in der Wüste :D - Diese Algen werden in durchsichtigen Rohren
gezüchtet. Neben der Pinkfärbung von Lachs scheinen sie offenbar auch die
Abgabe gewisser Stoffe zu ermöglichen, mit deren Hilfe man deutlich gesünder
leben könne und dies würde sich wohl gerade wie Gold insbesondere in Richtung
USA verkaufen. Für diese Goldgrube gab man dann auch ein Jahr zuvor die
Rinderzucht auf). Ansonsten sahen wir eher weniger davon, wie die Menschen dort
wohnen, allerdings scheint es in jedem Fall ein besonderes Leben zu sein,
mitten in der Wüste auf einer Anlage umgeben von Zäunen nahe einer großen und
lauten Straße. Zudem erfuhren wir, als wir gerade begannen, trotz 9.00 Uhr
morgens und großzügigen Schattenplätzen unsere Jacken auszuziehen, dass dies
heute so ziemlich der kälteste Tag des Jahres sei. Im Sommer sei daher auch gar
nicht an eigene Landwirtschaft etc. zu denken, sondern das mache man alles im
Winter. Insgesamt haben mich also die Eindrücke nicht unbedingt dahingehend
überzeugt, dass ich jetzt persönlich dem Problem der wegfallenden Jugend in den
Kibbuzim durch einen Eintritt entgegen wirken wollte, ein sehr interessanter
und spannender Einblick war es dennoch.
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Einblick in den Kibbuz |
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Die Algenfabrik |
Damit führte uns der zweite Tag dann auch schon an unsere letzte Station,
nachdem diese einerseits sehr ausführlich werden sollte und uns andererseits ja
auch noch ein knapp vierstündiger Heimweg bevorstand. Diese Station war Timna,
im Prinzip ein Stück Wüstenfläche, das sich seit jeher besonders durch seine hohen
Kupfervorkommen auszeichnet. So ist es wenig verwunderlich, dass die ersten
menschlichen Siedlungsspuren dort auch bis in die Kupfersteinzeit
zurückreichen. Funde verschiedenster Feuersteinwerkzeuge aus dieser Zeit können
sogar belegen, dass Timna der bislang älteste bekannte Kupferschmelzplatz
ist.Von der Mitte des 2. Jht.v.Chr. bis etwa 1300 v.Chr. waren es dann die
Ägypter, die hier Kupferbergbau betrieben und wir sahen dort auch an etlichen
Stellen noch ägyptische Felsmalereien, was einem wieder vor Augen führte, wie
nahe eigentlich Ägypten gerade ist. In der „israelitischen“ Periode gab es dann
auch mal eine Zeit, in welcher der Bergbau nicht betrieben wurde, ehe er im 1.
Jhd. n. Chr. von römischer Seite wieder aufgenommen wurde. Die Jahrtausende der
Kupfergewinnung vor Ort haben natürlich auch ihre Spuren hinterlassen. So konnten
wir durch einige manchmal mehr, manchmal weniger komfortable Kupferminien
laufen bzw. klettern, was uns gleich wieder einige fantastische Ausblicke
ermöglichte, wenn wir plötzlich oben auf einem Felsen wieder heraus kamen.
Manchmal sind die Gänge auch sehr eng und wie ein Labyrinth und man muss
praktisch durchrobben, um voranzukommen. Das sind dann allerdings Stellen, wo
man auch nicht unbedingt durch muss, sondern das einfach um des
Erlebnischarakters willen machen kann. Deutliche Spuren des Kupferbergbaus
finden sich auch am sogenannten Mushroom - Camp, das seinen Namen nach einem
großen roten Sandstein erhalten hat, der durch Erosion die Form eines
überdimensionalen Pilzes angenommen hat. Hierzu gehört ein Areal, auf dem im
14.-12. Jhd. v. Chr. Kupfer verarbeitet wurde und man sieht noch diverse Geräte
und Anlagen dazu. Im Arbeitsgebiet dort wurden etliche Geräte wie
beispielsweise ein Schmelzofen gefunden, die dort auch präsentiert werden.
Daneben können auch Reste des dazugehörigen Wohngebietes sowie eines
Stelentempels betrachtet werden. Eine weitere Station, die wir dort aufsuchten,
sind die sog. „Säulen Salomos“, die jedoch nicht allzuviel mit dem biblischen
König Salomo direkt zu tun haben, sondern einfach so benannt wurden, weil dort
ein mittelgroßer Hügel/ Berg aus Sandstein durch Erosion an einer Stelle zu
einer säulenähnlichen Formation gewandelt wurde. Dort gibt es weitere
ägyptische Malereien zu sehen, die auch in Verbindung mit dem dort einst
errichteten Tempel für die ägyptische Göttin Hathor stehen. Die Reste, die man
von diesem Tempel noch sehen kann, stammen jedoch aus einer Phase ab 1150 v.
Chr., als der Tempel von den Midiantitern komplett in ein midianitisches
Heiligtum umgewandelt wurde und man versuchte, alle Hathorhinweise zu
vernichten. Als wir an diesem Tempel standen war es etwa 14.30 Uhr nachmittags
und obwohl wir bis tags zuvor noch im eher winterlichen Jerusalem waren, war es
hier in der Sonne der Wüste richtig heiß und die Umstellung tat natürlich ihr
übriges. So beschlossen wir letztlich, den Rückweg doch schon etwas früher
anzutreten, in dem Wissen, dass wir ja auch noch eine längere Fahrt nach Hause
vor uns hatten. Am Ende war es wieder mal eine sehr dichte, intensive und ereignisreiche
Exkursion und man konnte es eigentlich gar nicht glauben, dass man erst am
Vortag aufgebrochen war.
|
Ägyptische Zeichnungen. |
|
Eine einstige Kupfermine von oben... |
|
... und von innen. |
|
Der Namensgeber des "Mushroom- Camps" |
|
Eine "Säule Salomos" |
|
Der Hathor-/ midianitische Tempel |
Eine weitere Exkursion, von der ich euch gleich berichten möchte, wird für
mich nun sehr schnell hier abgehandelt sein, für euch aber trotzdem sehr
ausführlich beschrieben werden! Wie das geht? Im Prinzip ganz einfach: Für die Samariaexkursion
im Dezember war es meine Aufgabe, einen Bericht für den DAAD zu verfassen.
Jeder von uns muss über das gesamte Studienjahr gesehen nämlich drei Berichte
über Exkursionen, Lehrveranstaltungen o.ä. verfassen, die dann in einem Ordner
gesammelt an den DAAD gehen, wo sie dann hoffentlich vielleicht mal gelesen
werden ;-) Und da ich nun auch möchte, dass sich der Leserkreis für meinen
Samariabericht doch auch etwas erweitert, habe ich euch jetzt mal hier im
Originalzitat zunächst den Bericht angehängt, den ich so für den DAAD zu
unserer Tagesexkursion nach Samaria verfasst habe.
„Bei unserer Exkursion nach Samarien bestand auch für einige Teilnehmer von
„Studium in Israel“ die Gelegenheit, an dieser teilzunehmen. Dies wurde auch
rege angenommen.
Unsere erste Station führte uns auf den Berg Garazim, wo wir uns auf die
Spuren der samaritanischen Kultgemeinschaft machten, die dort vor allem mit dem
vermeintlichen Tempelbau unter Alexander dem Großen verbunden sind, der aber
wohl erst um 200 v.Chr. tatsächlich feststellbar ist. Dass von diesen Spuren
nicht sonderlich viel zu sehen ist, hängt einerseits mit der Zerstörung des
Tempels 110 unter Hyrkan zusammen, andererseits damit, dass auf dem Gelände
größtenteils byzantinische Strukturen über diesem errichtet wurden. Hiervon
sticht vor allem die in ihrem Baustil der Kathisma Kirche nachempfundene,
oktogonale Marienkirche heraus, die zusammen
mit einer entsprechenden Wehranlage dort unter Xenon errichtet wurde, um
Angriffe samaritanischer Pilger zu deren ehemaligem Heiligtum abzuwehren.
Richtung Osten kann noch die einstige Treppenanlage als Aufgang zum Tempel
betrachtet werden. Von hier aus ist es auch gut möglich, sich die geographische
Lage zu vergegenwärtigen, da man sehr gut auf Nablus und den Ebal sieht. Auch
die nach Dtn 27 vorgesehenen 12 Steine (entsprechend der 12 Stämme) für einen Altar auf Ebal, der nach dem
babylonischen Talmud auf dem Garazim stehen sollte, sind hier angeblich zu
sehen, wenn auch verborgen zwischen diversen anderen Steinen. Im Süden bot sich
uns ein Beispiel für Traditionsakkumulation, nämlich die der Opferung Isaaks,
zu deren Gedenken ein entsprechender Altar aufgestellt ist.
Vor unserem anschließenden Besuch im samaritanischen Museum besichtigten
wir kurz die Anlage für die kultischen Opfer, die von der heute noch in sehr
marginaler Zahl existierenden samaritanischen Kultgemeinschaft praktiziert
werden. Im Museum erfuhren wir im Zuge eines Vortrags, dass heute nur noch
wenige hundert Personen dieser Gemeinschaft angehören - mit Sicherheit noch die
zuverlässigste Zahlenangabe. Denn darüber hinaus erklärte man uns, dass die
Anzahl der Samaritaner früher 3 Mio betragen habe, dass sich unser Guide in der
164. Generation seit Adam befände (verdeutlicht durch entsprechende
genealogische Tafeln), dass man hier seit 3654 Jahren lebe und deshalb noch
etwa 19 000 Jahre Zeit habe, bis der Messias kommen werde (was aber nur der
persönlichen Meinung unseres Guides entspricht). Die Gemeinschaft der
Samaritaner gehe dabei auf zwei Stämme Josefs und den Stamm Levis zurück, aus
dem man nach wie vor die Hohepriester rekrutiere. Weiterhin wurden uns dort die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem Judentum verdeutlicht, die vor allem
an der entsprechenden Kultstelle hängen, aber auch in Schrift und Aussprache
der heiligen Texte begründet sind. Hierbei verwenden die Samaritaner
ausschließlich die fünf Bücher Mose, wobei man besonders stolz ist, die älteste
Bibel der Welt zu besitzen. Im kultischen Kontext werde noch das antike
Hebräisch verwendet, wohingegen man im Alltag ebenfalls auf Arabisch oder Ivrit
zurückgreife. Ohnehin sei man durchaus integriert in die gegenwärtige Gesellschaft
und deren Techniken, die man auch für sich nutzbar mache. Denn dass man auf
sich aufmerksam machen müsse, sei für eine solch kleine Gruppe schon deshalb
notwendig, weil man immer wieder externe Frauen in die samaritanische Gruppe
einheiraten müsse, um fortbestehen zu können. Spannend ist die Sonderrolle, die
die Samaritaner in der gegenwärtigen Konfliktsituation einnehmen. In der Armee
diene man nicht, stattdessen bete man für den Frieden und die „Zwei Staaten
Lösung“. Religiös sei man eher jüdisch und national eher palästinensisch
geprägt, man komme so auch mit beiden Gruppen gut klar. De facto habe man sogar
drei Pässe, einen israelischen, einen palästinensischen und auch einen
jordanischen. Im Anschluss an den Vortrag bestand für uns noch die Möglichkeit,
die Austellungstücke des Museums, insbesondere Kultgegenstände oder Gegenstände
anderer Festivitäten wie beispielsweise eine samaritanische Sukka zu
betrachten.
Weiter ging es in Sebaste, wo es sich bei der gesamten Anlage wohl eher um
einen einfacher befestigten omridischen Residenzort handeln dürfte. Unsere
Führung begann auf dem Alten Forum und führte uns weiter zum Theater, wo wir
zudem Teile der „lower wall“ besichtigen konnten. Bemerkenswert sind auch die
Stufen und Altarreste des ehemaligen Augustustempels auf einem von Herodes
künstlich aufgeschütteten Teil des Berges. Dahinter konnten wir diverse Mauern
aus unterschiedlichsten Zeiten betrachten. Neben Kasemattenmauern vor allem die
massiven Mauern der Fundamente des einstigen herodianischen Tempels. Auch der
Verlauf des Palastes Omris kann anhand der in die Felsen geschlagenen Gräben
noch gut rekonstruiert werden. So wird dann auch immer wieder erwogen, ob
entsprechende höhleneingangsähnliche Ausformungen im Boden als Königsgräber
Omris und Ahabs angesehen werden können, was jedoch ausgesprochen fraglich
bleiben muss. Die Spuren des Ostrakahauses wurden hier leider wieder
zugeschüttet. Wir erfuhren, dass unter den Omriden ein erster Versuch
unternommen wurde, eine Art Staatlichkeit zu installieren, wobei hier vor allem
die Situation des Berglandes eine Rolle gespielt haben dürfte, da es nur
einzelne Stadtstaaten gab und man daher wohl auch gar nicht versuchte,
zentralistisch von einem Punkt aus zu herrschen. Ein Umstand, der die Omriden weniger
verwundbar machte und so zu deren 40- jähriger Dynastie beitrug. Abschließend
konnten wir noch eine frühbyzantinische Kirche besichtigen, wobei insbesondere
die Krypta als Ort der Wiederauffindung des Hauptes Johannes des Täufers zu
erwähnen ist, obgleich die Herkunft dieser Tradition äußerst unklar bleibt.
Unsere letzte archäologisch orientierte Station führte uns nach Tel Balata,
das mit dem biblischen Sichem identifiziert wird. Die Bedeutsamkeit des Ortes
in der Bibel (Zuordnung zu den Patriarchen und der Reichsteilung) spiegelt
dabei die Bedeutsamkeit des Ortes in früherer Zeit wieder. Auch der Umstand,
dass insgesamt 24 Strata betrachtet werden können, unterstreicht dies. Wir
konnten vor Ort nachvollziehen, wie die Anlage im Laufe der Zeit immer wieder
durch unterschiedliche Mauern verstärkt wurde und entsprechende Gebäude diesem
Umstand zum Opfer fielen. So sind dort auch zwei Tempel zu betrachten, an denen
in verschiedensten Bauphasen sowohl an deren Aufbau, als auch ihrer Verbindung
zu den Mauern Änderungen vorgenommen wurden. Ähnliches ist auch für das dort zu
besichtigende Vierkammertor und das Osttor festzuhalten. Bemerkenswert ist,
dass auch hier keine Zerstörungsschicht für die „Landnahmezeit“ festzustellen
ist, was diese weiter in Frage stellt.
Letzte offizielle Station unserer Exkursion stellte die Jakobskirche dar,
in welcher man in Anlehnung an Joh 4 den Jakobsbrunnen besuchen kann. Die
Kirche selbst wurde im 19. Jhd erbaut, dann aber bereits 1927 durch ein
Erdbeeben zerstört. Heute ist sie eine griechisch- orthodoxe Kirche unter dem
Patronat der Märtyrerin Phatina. Die meisten von uns begeisterte aber vor allem
der Brunnen, an welchem man mittels eines Eimers Wasser aus ca. 40 Meter Tiefe
hochziehen und sogar trinken konnte, was auch rege genutzt wurde.
Vor unserer Rückkehr nach Jerusalem beschloss man schließlich noch, die
Altstadt in Nablus zu besichtigen. Leider war ein Großteil der Geschäfte wohl
ob des Freitags geschlossen, weshalb die Gassen doch einen recht trostlosen
Eindruck hinterließen.
Gleichwohl war es mit Sicherheit eine der intensiveren Tagesexkursionen,
die wir in diesem Semester unternahmen. Insbesondere der Kontakt mit der noch
aktiven samaritanischen Kultgemeinde gewährte uns einen bemerkenswerten
Einblick in eine uns doch sehr fremd anmutende Welt. Die Begleitung durch
Teilnehmer von „Studium in Israel“ zahlte sich vor allem aus, als man mit dem
Museumsführer auf Ivrit als Verständigungssprache ausweichen konnte. “
Soweit mal
in aller Kürze ( ;-) ) mein Bericht für den DAAD, der hoffentlich auch für euch
von Interesse war. Als kleines Bonus, das der DAAD von mir nicht bekommen wird,
sondern nur ihr, gibt es jetzt noch ein paar Fotos von dem, was ich euch da
gerade berichtet habe:
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Auf dem Garazim |
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Auf dem samaritanischen Opferplatz. |
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Ein Opferaltar |
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Auch auf antikem Hebräisch beschriftet. |
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Eine Ahnentafel, die alles Gesagte "belegt" (leider konnte ich sie nur horizontal hier einfügen) |
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Der Augustustempel wird heute nur noch von Schafen genutzt, |
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In Sichem |
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Leider wieder nur horizontal: Der Jakobsbrunnen. |
Über eine weitere Exkursion wird in Kürze ebenfalls ein Bericht folgen. Wir
waren nämlich in den letzten Wochen auch noch zweimal in Tel Aviv. Einmal zur
Besichtigung insbesondere des ursprünglichen arabischen Kerns der Stadt, Jaffa.
Und einmal zum Besuch der Deutschen Botschaft dort vor Ort und ebenso zum
Besuch der Uni, wo wir einen Vortrag über verschiedene Probleme der Bioethik
aus israelischer/ jüdischer Sicht bekamen. Über letzteren Besuch steht nun also
noch ein Bericht von mir aus, an dessen Verfassung ich mich aber wohl erst dann
machen werde, wenn mein Blog wieder auf einem akzeptablen Stand ist. Dann werde
ich euch diesen Bericht wahrscheinlich einfach nochmal als eigenen Post geben
und ihr könnt dann noch einmal genau im Detail nachvollziehen, wie es dort war.
Ich könnte euch noch von einigen weiteren Exkusionen berichten,
beispielsweise unser Besuch letzte Woche im Obersten Gerichtshof, unsere
Exkursion nach Jericho mit Besuch des Versuchungsklosters und Besichtigung der
Überreste herodianischer Bauwerke beim Wadi Kelt. Dort wurde unsere Ortsführung
übrigens ein wenig beeinträchtigt von eine Truppe beduinischer Kinder, die
großer Spaß daran hatten, uns und dem herumführenden Komilitonen die Blätter zu
entreißen, dazwischenzurufen, an uns hochzuspringen und sich an uns
festzuhalten und uns um einem Schekel zu bitten, Fußball um uns herum zu
spielen, die blonden Haare diverser Komilitoninnen zu bewundern und letztlich
die Steine der herodianischen Bauten abzutragen und durch das Areal zu werfen.
Klingt eigentlich fast ein bisschen wie so eine Unheilsweissagung, die damals
an Herodes hätte ergehen können, dass er jetzt zwar prächtige Bauten schafft,
aber einmal werden mit deren Trümmer die beduinischen Kinder spielen ;-).
Weiterhin gäbe es noch zu erzählen von unserem Ausflug in die Davidsstadt, dem
ältesten und ursprünglichen Teil Jerusalems, wo wir auch die in der Königszeit
errichteten unterirdischen Wassersysteme begehen konnten. Und ich könnte noch
erzählen von unserem Studientag mit verschiedenen Vorträgen an der Hebrew
University in Jerusalem, die ob ihrer Campuskonzeption einen richtig angenehmen
Eindruck bei mir hinterließ, insbesondere, weil man alle 3,5 m einen sehr
günstigen Cappucino erwerben konnte. Wenn ich euch von all dem jedoch genauso
ausführlich erzählen würde, dann säße ich wahrscheinlich noch an diesem Post,
wenn ich schon wieder in Deutschland bin. Daher möchte ich mich im Folgenden
auf ein paar beschriftete Bilder von diesen Ausflügen beschränken. So bleibt
gleichzeitig auch noch ein wenig Gesprächspotential offen, wenn wir uns dann
mal wieder in Deutschland treffen ;-)
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Eingang zur Davidsstadt |
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In der Davidsstadt |
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In Nablus |
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Eingänge zu den Sälen des Obersten Gerichtshofs |
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Treppenaufgang aus dem Eingangsbereich dort: Es symbolisiert den Aufstieg zum "Licht der Wahrheit" |
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Blick auf Jericho aus dem Versuchungskloster |
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Im Versuchungskloster |
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Die Beduinenkinder beim Abtragen des Palastes. |
Von einer Exkursion muss ich euch dann aber doch noch erzählen, die darüber
hinaus erst gut drei Wochen zurückliegt. Es war die Fortsetzung zu der bereits
berichteten Exkursion zum Thema der jüdischen Siedlungspolitik und sie sollte
uns letztlich bis zum absoluten Brennpunkt derselben, nämlich nach Hebron
führen. Bevor wir dorthin kamen, fuhren wir allerdings noch eine ganze Reihe
Siedlungen ab, die zwar alle vermeintlich diesseits der Mauer stehen, jedoch ob
des Verlaufs der Mauer tief auf eigentlich schon palästinensischem Gebiet
natürlich alle völkerrechtlich illegal sind. Hier wurde mir ein weiteresmal das
Ausmaß der Siedlungspolitik bewusst, denn bis dahin war mir nicht klar, dass es
so viele verschiedene Siedlungen gibt. Natürlich muss man das Ganze hier ein
klein wenig relativieren, denn was wir hier sahen waren eigentlich überwiegend
nicht ideologisch motivierte Siedler, sondern eben wieder jene, die einfach
eine preislich erschwingliche Wohnung suchen, was dann sogar schon mal zu der
skurrilen Situation führen kann, dass dort auch palästinensische Bewohner
einziehen. Wir erfuhren auch, dass es von Siedlung zu Siedlung unterschiedlich
ist, wie extrem deren Bewohner eingestellt sind.
Eine erste Station, die uns sehr nachdenklich machte, war dann das
(vermeintliche) Rachelsgrab. Dazu fährt man am Checkpoint nach Bethlehem
vorbei, weiter die Mauer entlang, die dann eine Einbuchtung macht. Auf einer
Straße fährt man ein kleines Stück entlang, links und rechts von einer knapp 10
m hohen Betonmauer mit Militärposten umgeben, bis es nicht mehr weiter geht.
Dort auf einer Seite geht man dann in einen für Männer und Frauen getrennten
Raum, in dessen Zentrum ähnlich wie beim Davidsgrab wie in einer schwarzen
Kiste angeblich Rachel begraben sein soll. Es ist wirklich skuril. Draußen hat
man das Gefühl, man sei in einem Gefängnis. Man befindet sich an einem
annektierten Ort mitten in Bethlehem, an dem einfach die Mauer mitten in die
Stadt eingezogen wurde und wo man dafür eben ein paar palästinensische
Grundstücksbesitzer enteignen musste. Und hier an diesem Grab versammeln sich
eine ganze Reihe ultraorthodoxer Juden unterschiedlichster Kleidung und
Herkunft, um leicht ekstatische Gebete zu verrichten. Das Unglaubliche ist: Sie
scheinen überhaupt kein Gefühl dafür zu haben, dass sie hier möglicherweise
Unrecht verüben könnten. Einer von ihnen spricht uns zu unserem Erstaunen sogar
ausgesprochen freundlich und sogar nicht auf Ivrit, sondern auf Englisch an und
fragt uns, woher wir sind etc. Man kann nicht einmal den Eindruck gewinnen,
dass dort grundlegend böswillige Menschen unterwegs sind, sondern diese
Menschen scheinen sich tatsächlich selbst in der Opferrolle zu sehen, da man
sie auch noch mit einer solchen Mauer schützen muss. In diesem Moment hätte ich
mir am liebsten gewünscht, dass einmal ein alttestamentlicher Prophet dort
hineingegangen wäre, denn das wäre genau eine solche Situation gewesen, an
denen sicherlich etliche von selbigen starke Kritik geübt hätten: Beten,
während direkt außenrum soziales Unrecht geschieht. Andererseits gibt es solche
prophetischen Gestalten ja auch damals wie heute, also Menschen, die so etwas
auch anprangern. Nur leider wird ihnen auch damals wie heute wohl wenig
zugehört und stattdessen sehr viel Ablehnung zuteil.
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Weg zum Grab. |
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Um die Ecke geht es rein. |
Schließlich ging es dann nach Hebron. Es ist möglicherweise die Stadt, in
der sich der ganze Siedlungskonflikt am intensivsten und verfahrendsten zeigt.
Die ersten Siedler ließen sich dort kurz nach dem 6-Tage Krieg 1967 nieder.
Seitdem gab es praktisch regelmäßig Anschläge seitens der
Untergrundorganisationen beider Seiten, die auch regelmäßig zu Toten führten.
So wurden im Laufe der Jahre unterschiedlichste und unterschiedlichst
nachvollziehbare Maßnahmen ergriffen, um dieses Problem einzuschränken (denn
von „lösen“ kann definitiv nicht die Rede sein). Exemplarisch dafür die
Reaktionen nach einem besonders schlimmen Anschlag, dem Massaker, das Baruch
Goldstein in der Ibrahim Moschee 1994 veranstaltete und das 29 Menschen das
Leben kostete, sowie weiteren 125 Menschen Verletzungen einbrachte. Die
Konsequenz einer Untersuchungskommission zu diesem Anschlag bestand dann darin,
dass man beschloss, die beiden Gruppierungen in Zukunft besser voneinander zu
trennen. Was tat man also? Man verhängte fortan ein Verbot für Palästinenser,
die sog. Shuhada Straße, eine der Hauptstraßen des Stadtzentrums zu betreten! In
der Tat eine mindestens mal sehr verblüffende Maßnahme. Palästinenser werden
auf ihrem Gebet in ihrem Gotteshaus angegriffen und getötet und als Konsequenz
dürfen sie dann ihre Hauptstraße nicht mehr betreten! Das Heldengrab Baruch
Goldsteins sehen wir dann übrigens auch, wobei wir dabei gleich ein paar
ultraorthodoxe Juden, die dort ihr Gebet (!) verrichten, stören. Wenn man dann
den Text auf diesem Grabstein liest, weiß man nicht, ob man lieber weinen oder wütend
sein möchte, denn so pathetisch, wie dort die Heldentaten dieses Mannes und
sein selbstloser Dienst für Gerechtigkeit etc. beschrieben werden, könnte man
meinen, hier läge ein bedeutsamer Friedensaktivist, der grausam getötet wurde, nicht
aber ein Attentäter, der 25 Menschenleben auf dem Gewissen hat.
So, jetzt wieder zurück zu etwas mehr Sachlichkeit:
Auf eben genannter Shuhada Straße bewegen wir uns dann auch. Sie liegt wie
gesagt mitten im Stadtzentrum, das zur sogenannten H2 Zone gehört, also einem
4,3 qm großen Gelände mit 30 000 Bewohnern unter israelischer Hoheit. Daneben
gibt es in der Stadt noch eine H1 Zone von 18 qm für 120 000 Einwohner unter palästinensischer
Hoheit. Die Straße ist wie das gesamte Stadtzentrum absolut gespenstisch. Die
einzigen Autos die fahren, sind panzerähnliche Militärfahrzeuge und die
überwiegende Anzahl an Menschen, die man hier sieht, sind staatlich dorthin
beordnete Soldaten, die die Siedler dort beschützen sollen, denn wer hier
siedelt, tut dies nicht, weil es komfortabler ist (denn das ist es bei
praktisch konstant bestehender Lebensgefahr sicher nicht) oder billiger,
sondern hier siedeln jetzt wirklich die absoluten Hardliner, die auch am Grab
eines Attentäters Gebete verrichten. Die Fensterläden und Tore sind praktisch
allesamt geschlossen und größtenteils mit Propagandaplakaten beschriftet, die
fast schon wieder für sich sprechen. Man hat tatsächlich, auch wenn es noch gar
nicht mal wirklich so sein mag, das Gefühl, inmitten eines Kriegsgebietes zu
sein. Ich schätze, es ist fast nicht möglich, die Atmosphäre dort in einem
Blogeintrag zu beschreiben, aber vielleicht könnt ihr es euch ein wenig vorstellen.
Ansonsten schaut es euch evt. irgendwann mal an, es spricht wirklich für sich.
Interessanterweise hatten wir ein paar Tage zuvor schon einen Gastvortrag
gehabt von einem ehemaligen Soldaten, der während der zweiten Intifada dorthin
beordert wurde. In seinem heutigen Projekt „Breaking the Silence“ berichtet er
ausführlich, was man als Soldat dort so zu tun hat, wie man dazu kommt und
insbesondere, wie man versucht, durch willkürliche Aktionen wie vorübergehende
Festnahmen, Zerstörungen etc. ein Klima der Verunsicherung zu schüren, um
Aufstände zu vermeiden. Gleichzeitig bringt er dabei seine Überzeugung zum
Ausdruck, dass all diese Besatzungspolitik früher oder später trotzdem am
Widerstand der Menschen scheitern wird, denn noch nie in der Geschichte habe es
einen Beweis dafür gegeben, dass eine solche Strategie dauerhaft funktioniert
habe. Da es aus dieser Organisation sehr sehr viele Berichte ehemaliger
Soldaten gibt, verweise ich euch am besten einfach auf deren Internetseite,
falls ihr genaueres dazu wissen wollt: http://www.breakingthesilence.org.il/
Bezeichnenderweise bekam ich dann vor Ort gleich noch einmal persönlich von der
anderen Seite eine Bestätigung für diese Willküraktionen, als ich mich mit
einem der palästinesischen Händler dort etwas unterhalten kann, der mir unter
anderem berichtet, er sei gestern im Gefängnis gewesen, da auf einmal Soldaten
gekommen seien und seinen Laden schließen wollten. Als er sich das nicht
gefallen lassen wollte und protestierte, habe man ihn ins Gefängnis gesteckt
und nun musste er ein Dokument unterschreiben, das ihm bei Androhung einer
saftigen Geldstrafe und weiteren Stunden im Gefängnis verbiete, das (was
eigentlich?) nicht noch einmal zu tun. Normalerweise würde ich eine solche
Geschichte auch nicht gleich zwingend glauben, aber nach alldem, was wir zuvor
schon von Breaking the Silence gehört hatten, fügte sich sich perfekt darin
ein. Zumal ich in Facebook dann auch noch ein Video bei ihm fand, das zeigte,
wie er sich tatsächlich vor seinem Laden heftig mit einigen Soldaten stritt,
die dort hineingehen wollten. Gleichzeitig beeindruckte mich der Junge (ich
erfuhr zu meiner großen Überraschung, dass er erst 18 Jahre alt sei, er sah
deutlich älter aus). Er erzählte mir, dass er auch immer mal nach Deutschland
kommen und bsp. Berlin sehen wolle, aber er habe für den Laden die Schule schon
vor Jahren geschmissen. So komme er nun nicht aus der Westbank raus und sein
Leben spiele sich immer zwischen Ramallah, Jericho, Bethlehem und Hebron ab.
Trotzdem hat er offenbar einen klaren Blick behalten. Er meint, ihm sei auch
klar, dass es auf beiden Seiten gut und böse gebe und er wolle einfach, dass
die Menschen nach Hebron kommen, um sich von der Situation selbst ein Bild und
eine Meinung ohne große Kommentare machen zu können. Überhaupt waren alle,
nicht nur er, sondern auch seine Händlerkollegen sehr freundlich und lustig
zugleich. Als wir nämlich weiterfahren wollten, hatten wir praktisch gleich eine doppelte Panne. Zum
einen sprang unser Bus plötzlich nicht an. Als wir alle dann versuchten, diesen
anzuschieben, stürmte einer der Händler mit einem lauten „allahu akbar“ herbei
um uns zu helfen. Letztlich bekamen wir den Bus auch zumindest wieder zum
Laufen. Dann aber fehlte uns plötzlich noch mit Tamar unsere Leiterin. Einer
der Händler meinte dazu, er habe sie zum Mittagessen „entführt“ und bis sie
wiederkämen, wolle er uns einfach ein paar Witze erzählen, was er dann auch
tat.
Da es im Moment sicherlich gerade ein wenig so wirken mag, dass ich hier
die Israelis als extreme Siedler und Beter an Gräbern von Attentätern gegenüber
den unterdrückten und dennoch lebensfrohen und differenzierten Palästinensern
darstelle, will ich an der Stelle noch kurz das Ganze wieder ein wenig relativieren,
denn so sehe ich es natürlich mitnichten. Was ich hier gerade so negativ
darstelle, sind nur die Hardliner unter den israelischen Siedlern, also ein
kleiner Anteil der israelischen Gesamtbevölkerung. Tamar beispielsweise ist ja
auch Israeli und erzählte uns an einer Stelle stolz, wie es ihr einmal gelang,
drei Palätinenser durch einen bürokratischen Trick von einer ganzen Gruppe
Soldaten durch die Shuhada Straße führen zu lassen. Und es gab auch von
offizieller Seite schon Anordnungen an bestimmte Siedler, ihren Standort zu
räumern, nur versanken diese zumeist irgendwann in der Bürokratie. Auf der
anderen Seite gibt es natürlich ebenso Gruppen, wie die Hamas, die in Punkto
Gewaltaktionen alldem auch in nichts nachstehen und in Hebron ebenso vertreten
sind. Was ich nur äußerst problematisch sehe ist eben die israelische
Siedlungspolitik, die leider von staatlicher Seite auch nicht gänzlich
unerwünscht zu sein scheint, wenn man die eine oder andere Entscheidung so
betrachtet.
Dass gerade Hebron so ein Brennpunkt der Siedler ist, mag sicherlich auch
ein Problem der „abrahamitischen“ Religionen sein. Ich setze das Wort hier sehr
bewusst in Anführungszeichen, weil es hier in besonderer Weise zutrifft. Denn
in Hebron, das biblischerseits schon stark mit Abraham verbunden ist, findet
sich auch das (vermeintliche) Abrahamsgrab. Dieses ist wahrscheinlich der
sinnbildlichste Ort für die Konflikte der abrahamitischen Religionen, den ich
je gesehehen habe. Denn Abraham spielt ja sowohl für den Islam, als auch das
Judentum (und natürlich auch für das hier aber mal unbeteiligte Christentum)
eine Rolle. Dieses Abrahamsgrab nun ist inmitten eines großen Gebäudes, das von
zwei Seiten betreten werden kann und damit zwei völlig voneinander getrennte
Bereich, die auf es ausgerichtet sind, eröffnet. Die eine Seite ist die
jüdische. Wenn man hier hinein geht, ist man praktisch in einer Synagoge und
Toraschule zugleich. Hier sitzen Rabbiner im Kreis und studieren Talmud und
Tora und kommen Juden zum Gebet. Auf der anderen Seite kann man kaum glauben,
im gleichen Gebäude zu sein. Auf einmal befindet man sich in einer mit
Teppichen, Säulen etc. ausgestatteten Moschee, in welche der muslimische Anteil
zum Beten kommt. Und bezeichnenderweise ist sie genau von der anderen Seite
ebenfalls am Abrahamsgrab orientiert. Man kann also von beiden Seiten auf den
gleichen Kasten blicken, der für beide Seiten eine so große Bedeutung hat, dass
sie dort ein Gebetshaus errichteten. Und dennoch muss der Bereich dort mit
Gittern und Glas getrennt werden, damit keine Steine zwischen Moschee und
Synagoge über das Abrahamsgrab hinweg fliegen. Es ist ein Ort, wo mir
persönlich beinahe die Tränen kommen könnten, weil es so unfassbar sinnbildlich
für das interreligiöse Problem ist. Beide Gruppen treffen sich am gleichen
Heiligtum um zu beten, bekämpfen sich aber ansonsten und würden natürlich die
anderen stets als diejenigen bezeichnen, die ja so anders sind als sie selbst
und deswegen in ihrer Lehre und ihrem Weg zum Heil nur danebenliegen können.
Ja, ihr habt ja auch wirklich überhaupt nichts gemeinsam!
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Solche Schilder sieht man in diesem Bereich öfter. |
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Das Abrahamsgrab von außen. |
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Blick in die verlassene Shuhada Straße |
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Schilder, die vom "Olso War" sprechen, disqualifizieren sich eigentlich selber. |
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Ähnliche Kategorie. |
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Doch auch die andere Seite hat Schilder. |
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Einer meiner "Favouriten" |
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Immer wieder verläuft massiver Stacheldrahtzaun mittel durch die Stadt. |
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Der islamische Teil des Abrahamsgrabes. |
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Blick auf das Grab selbst. |
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Blick vom jüdischen Teil darauf. |
So, jetzt bin ich fertig mit dem ersten (!) Teil von dem, was ich euch
nachholenderweise berichten wollte und wie immer ist es mir überhaupt nicht
gelungen, mich kürzer zu fassen. Daher habe ich nun beschlossen, euch erst mal
diesen Teil zu Verfügung zu stellen, damit ich euch nicht gar so überfrachte.
Möglicherweise schaffe ich es dann noch in einem zweiten Post aufzuarbeiten,
wie ich denn nun eigentlich hier Weihnachten und Silvester verbracht habe und
wie es sonst im Studium (v.a. Stichwort Referate und Ortsführung) so lief. Wie
gesagt fahren wir ab nächster Woche Dienstag schon auf Kreuzfahrerexkursion und
dann habe ich gleich den nächsten Brocken aufzurollen, von daher schaun wir
mal, ob mir das noch gelingt, bevor es los geht. Ansonsten werde ich mich dann
eben nach der Exkursion noch einmal bei euch melden. Bis dahin schon mal vielen
Dank für euer langes Warten auf diesen Post und nochmal eine Entschuldigung
meinerseits dafür, dass es so lange gedauert hat.
Bis hoffentlich nicht wieder so lange,
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